Magdalena Geissler

* 1935

  • "Ich weiß nur, ich hatte ein Paar neue Winterschuhe gekriegt, und da war ein Mädchen dabei bei den Partisanenfamilien, und die ist auch in die selbe Klasse gekommen. Können Sie sich vorstellen, als Zehnjährige, wie ich dieses Mädchen gesehen habe, das sie meine Schuhe an gehabt hat? Ich habe so geweint in der Schule. Und da bin ich in den Kohlenkeller gesperrt worden, weil ich so geweint habe. Sie müssen sich das einmal vorstellen, als Kind, wenn man das sieht. Die sind mir weggenommen worden (die Schuhe) und das Mädchen hat es am nächsten Tag getragen in der Schule, mit Stolz."

  • „Mein Vater, der hat dann einen Tschechen geholt und hat gesagt, wir müssen jetzt fort. Und der Besitzer, der das Haus besessen, eigentlich genommen hat, hat gesagt, wir dürfen nichts mitnehmen. Und es war der Herr Stach (den der Vater geholt hat), der war bei den anderen Leuten nicht beliebt. Aber wir hatten keine Beschwerden gegen ihn. Und er hat gesagt, die Familie, weil Winter kommt, da bleibt jeder ein Federbett, und der Mann braucht einen warmen Mantel. Und Schuhe für die Kinder, also mich, als Tochter. Ich war damals auch noch ein Kind, ich war zehn Jahre alt. Und das Kind braucht auch warme Schuhe. Und das hat er alles erlaubt. Und wir durften dann pro Kopf 70 Kilo mitnehmen. Und dann mussten wir aber die Wohnung binnen zwei Stunden verlassen. Was ich gedacht habe? Ich ging in mein Puppenzimmer, ich hatte drei Puppen, große und kleine, das habe ich alles in einem Rucksack gepackt und das war mein Besitz halt, das habe ich mitgenommen. Und meine Eltern haben das auch erlaubt. Ich war gut behütet eigentlich. Dann mussten wir uns am Marktplatz treffen. Und dann wurde alles noch einmal durchsucht, was wir hatten, auch die Kisten, ob nichts Verwertbares, Teures, dabei wäre. Musikinstrumente waren sehr gefragt. Wir haben nichts gehabt. Und dann mussten wir bis am nächsten Tag warten, bis unser Auto nach Karlsbad (fuhr). Ich glaube, das besteht heute noch, da hat es damals Pferderennen gegeben. Und da waren so viele Barracken, aus Steinbau, und da waren wir untergebracht.“

  • "Ich möchte das schon betonen, dass ich keinen Hass verspüre, wenn ich mit dem Bus reinkomme. Im Gegenteil, ich habe da sehr viele Freunde gefunden. Also die Bürgermeister, die sind sehr gut. Jan Hůzl, zum Beispiel, oder der Martin Mareček, der schreibt mir immer Weihnachtskarten oder Geburtstagskarten. Und ich schreibe natürlich zurück. Ich möchte, dass ich das beibehalten darf, so lange es geht. So lange mir die Kräfte bleiben, möchte ich immer noch reinfahren. Wenn mir jemand fragt – wo warst du schon wieder? Sage ich – ich war daheim. Ich war daheim. Es ist immer noch meine Heimat. Viele verstehen das nicht, aber das ist mir Wurscht.“

  • Celé nahrávky
  • 1

    Karlovy Vary, 27.08.2023

    (audio)
    délka: 01:49:34
    nahrávka pořízena v rámci projektu The Removed Memory
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I po odsunu je Hroznětín pořád můj domov. Dokud budu mít dost sil, chci tam jezdit

Magdalena Geissler, Karlovy Vary, 2023
Magdalena Geissler, Karlovy Vary, 2023
zdroj: Post Bellum

Magdalena Geissler se narodila 10. října 1935 do chudé německé rodiny v Hroznětíně na Karlovarsku, tehdejším Lichtenstadtu. V obci byla až do války významná židovská komunita, její existenci ukončil holokaust. Synagoga byla za války poškozena, za komunistického režimu potom stržena, Magdalena Geissler na ni má ale živé vzpomínky. Stejně tak si pamatuje na pracovně nasazené válečné zajatce, pochody smrti z koncentračních táborů na konci války, které obcí procházely, vlak se zraněnými německými vojáky a vlnu uprchlíků ze Slezska. Po válce a odchodu Rudé armády z Hroznětína vládli v obci čeští „partyzáni“. Malá Magdalena patřila mezi ty privilegované německé děti, které směly rok po válce chodit do školy. Výuka ale byla v pro ně neznámé češtině, učitelky na ně měly spadeno. Magdalena byla s rodinou odsunuta v září 1946 přes pobyt v karlovarském sběrném táboře na závodišti. Deset let žili v dřevěných barácích někdejšího lágru v Hagenau. V sídlišti, které na místě tábora vzniklo, žije Magdalena Geissler dodnes. Od osmdesátých let pravidelně navštěvuje Hroznětín, zasazuje se o porozumění mezi dnešními obyvateli a německými rodáky obce.