Zdeněk Žampa

* 1956

  • „Es passierte, dass sie mich zertreten haben am 21.August 1989 auf dem Wenzelsplatz und mich nach Ruzyně (Prager Gefängnis) brachten. Dort war es voll also brachten sie mich nach Pankrác, dort war ich in einer Zelle zur vorläufigen Haft. So eine glückliche Geschichte, ich wusste nicht ob es Tag oder Nacht war, da dort nie das Licht ausgeschaltet wurde. Wir waren zu viert in der Zelle, da sie Menschen von verschiedenen Demonstrationen brachten. Wir hatten Angst miteinander zu sprechen, am Ende befreundeten wir uns aber. Sie hatten mich so zertreten, dass ich Blut urinierte. Ich bat also den Gefängnisarzt darum mich zu behandeln. Danach wurde der Prozess eröffnet. Das Gericht war im Oktober 1989. Ing.Zdeněk Žampa gegen die Tschechoslowakische sozialistische Republik.

  • „Diese Gruppe wurde von einem Grenzhüter geführt, welcher in der Armee war, und dafür Plusunkte bekam. So war ich damals das erste Mal in Maříž, da Maříž im verbotenen Bereich war, genau hinter dem Dorf waren die Drähte. Im Jahr 1976 wurden die Drähte vorgezogen, somit war Maříž komplett hinter den Drahten. In den sechziger Jahren ging man meist nicht nach Maříž, da es schon die Sperrzone war, und man dort sowieso nichts machen konnte, es war dort sowieso nur der Kuh- und Schweinestall und die Menschen die sich darum kümmerten. Jeder weitere der dorthin wollte wurde sofort angehalten und kontrolliert. Damals stand dort noch der Torso des Mařížer Schlosses. Dieses war schon verlassen. Ich erinnere mich daran, dass dort Parkettböden waren und wie wir die leeren Zimmer begingen. Dann sind wir zur Kapelle, wo aus Blei solche bunten Fenster gestaltet waren. Wir als junge Grenzhüter, haben diese von innen mit Steinen zerstört und draußen das Blei gesammelt um es an Weihnachten für Glück gossen. Das sollte und Glück zeigen. Ich habe also Maříž was zurück zu geben… Meine erste Reise nach Maříž beinhaltete die Zerstörung der Fenster, danach haben die Bolschewiken das Schloss bis auf die Ziegel zerstört. Wir verbreiteten solche Gerüchte, dass das Schloss von Filmmachern zerstört wurde, was natürlich gelogen war, da diese nicht einmal hineingelassen würden. Es hatte sich aber durchsetzt und bis heute taucht es noch in einigen Publikationen auf. Wir lieben Legenden hier. Die Wahrheit ist aber, dass das Schloss zerstört wurde und daraus schon einige Häuser gebaut wurden. Ich würde ihnen die Straßen Lebeděvova oder Generála Svobody zeigen. So schön wurden sie benannt."

  • „Es war ganz und gebe, dass der Mensch sich sein Grab aussuchte. Entweder mit dem schönen gelben Granit oder auch aus dem schwarzen schwedischen Granit. Auf die deutschen Namen schraubte man eine Tafel aus Bakelit oder aus schwarzem Glass und darauf wurden andere Namen geschrieben, Schluss mit lustig. Als Großmutter verstarb, im Jahr 1973, wurde ihr so ein Grab ausgesucht. Ich weiß noch, dass man ein Grab aussuchte und auf diesem war eine Aufschrift. Ich war als Kind dabei, die Beerdigung war in der Kirche, danach ein Trauerzug, daran erinnere ich mich. Ich weiß das die Aufschrift mit einem schwarzen Deckel verdeckt war, auf diesem Stand Familie Žampa und Vidláková, da meine Großeltern Vidlákovi waren. Das wusste ich. als aber im Jahr 2010 Mutter starb, hatte ich als jüngster Sohn die Verantwortung, ließ ich den Grabstein vermessen, habe beim Standesamt alle Geburts- und Ablebedaten, damit es richtig ist von meinem Vater, Großmutter, Großvater und meiner Mutter bestätigen und habe diese dann auf ein Gestell zum Grab einmeißeln lassen. Es kam Hr. Dvořák, ein Steinbildhauer aus Telč, ich sagte ihm:“ Machen sie den Deckel ab.“ Dieser schraubte ihn ab und sagte:“ Was nun, Hr. Žampa? abschleifen?“ und ich sagte: „Nein säubern und versilbern!“ er schaute mich verdutzt an, weil dies nicht gebräuchlich ist oder war. Ich denke aber, dass es meine Eltern nicht stört. So wie wir das Haus besetzt haben, so wohnten wir auch zusammen mit Wenzel Ružička, welcher im Jahr 1939 gestorben ist, und mit seiner Frau. Ich habe Freude dran, wenn ich ab und zu zum Grab gehe. Das sie dort alle gemeinsam sind, dies in Frieden und in Europa.“

  • „(die Gleise) waren nur ein paar Meter auf der Grenze herausgerissen, da man im Jahr 1957, da Mann überlegte dich wenigstens den Gütertransport nach Österreich wieder zuließ. Sie reparierten also das Obermaterial und es wurden nur 30meter direkt an der Grenze ausgelassen. Die Gleise waren dort bis zur letzten Zeit, bis zum Jahr 1989. Bewachsen aber trotz alldem waren die es die Gleise zum Slavonicer Bahnhof. Alles war aber hinter Drähten. Das ist unsere Kindheit. Wie ich schon sagte, waren Banden, - Gottwald, Růžova, Dlouhá - und je grösser wir wurden, benutzten wir die Fahrräder welches Großteiles von deutschen waren und fuhren somit mehr. Wir haben in einem Wald gespielt, welcher hinter den Mauern und dem Schlachthof war, am Ende des Flusses hinter der Stadt. Es war schon hinter das Schild „Betreten verboten“. Wir waren aber lokale Jungs und wir haben dort Bunker gebaut, aber es war schon hinter den Schildern, dort durften normale Menschen nicht hin. Ich habe eine schöne Erinnerung. Es war Winter, wir hatten Mützen, Handschuhe und sogenannte Skier an. Auf einmal war dort ein Scharm Rebhühner welche wir mit unserer Jagdleidenschaft anfingen zu verfolgen. Fünf Jungs erstellten eine Schützenkette und jagten die Rebhühner auf einem Feld. Die Leidenschaft erinnerte uns daran, dass wir nah dar kleinen Drähte waren. An der Grenze waren die tödlichen Drähte, davor aber die kleineren, ohne Strom drauf. So wie in Mauthausen oder Auschwitz. In der Jagdleidenschaft dachten wir uns das wir die Hühner in die kleinen Drähte treiben könnten und sie somit fangen konnten. Das war eine Idee… als wir näher zu den Drähten kamen, haben die netten Rebhühner ihre Flügel ausgebreitet und sind fortgeflogen. Zu uns kam die Grenzsicherheit und mit erhobener Pistole wurden wir festgenommen. Es war ein Problem in der Schule, wir hätten das Grenzgebiet verletzt, wir Jäger, eine komische Zeit.“

  • „Es stimmt, dass ich die Mitglieder des Theaters Sklep einlud, da habe ich selbst schon im Theater gespielt, gesungen und ausgestellt im Jahre 1987 beim Barchan. Beim verrottenden Sozialismus war der Barchan in Jemnice so ein komisches Fest, die Wege waren geöffnet, die Mashausen, bis morgens. Es war eine komische Art von Freiheitsfeier in der Muffigkeit. Nur von Freitag bis Samstag bis Sonntag, nur ein Wochenende eine schreckliche Party. So habe ich dorthin meine Truppe aus dem Theater eingeladen, wir feierten, so wie man es beim Barchan sollte, wir schrien Lieder und stoßen gemeinsam auf den Tod des Kommunismus an, das konnte man nicht mehr anhalten. Danach fuhren wir nach Slavonice in mein Geburtshaus und wohnten dort. Nebenan war ein verlassenes kaputtes Haus, welches seine Geschichte hatte. Früher wohnte dort eine Jüdin drinnen, eine derer, welche hiergeblieben sind. Ihr Mann blieb damals auf irgendeiner Weise in Österreich und sagte er gebe den Bolschewiken zwei drei Jahre, danach würde er zurückkehren, daraus wurden aber vierzig Jahre. Somit blieb das Haus privat. Frau Zimmermann ist schon gestorben, ihr Sohn und ihre Enkelin lebten noch, denen gehörte das Haus, sie kümmerten sich aber nicht darum. Es wurde fünfzehn Jahre nichts gemacht, Graphit aus dem Jahre 1547 fiel ab. So habe ich mir den Schlüssel von Hr. Kostroun, einem Familienmitglied, geliehen und wir gingen in das Haus hinein. Auf dem Hof wuchsen Bäume, mit Dickicht bewachsen, so dass man nicht mal in die Scheune kam. Im Haus fiel die Rokokodecke ab, auch ich habe das Jahre lang nicht gesehen. Sofort kam der Gedanke, wir müssten etwas damit anrichten, wir müssen es in Stand setzten.

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    Slavonice, 02.08.2020

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    délka: 02:01:09
    nahrávka pořízena v rámci projektu  Stories of the Czech-Austrian Borderland KPF-01-210
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Der Eiserne Vorhang war ein Zaun, nach seinem Fall haben wir Slavonice wieder zum Leben gebracht

Zdeněk Žampa, Kindheitsfoto
Zdeněk Žampa, Kindheitsfoto
zdroj: Der Zeuge

Zdeněk Žampa ist am 24.12.1956 in Dačice geboren, aufgewachsen ist er in Slavonice. Seine Eltern sind sofort nach dem zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der ehemaligen Bevolkerung dorthin gezogen. Sein Vater Antonín hat anfangs der 60. Jahre in Slavonice als Vorsitzender des Ortsausschusses gearbeitet. Zdeněk ist groß geworden inmitten von Überbleibsel des Krieges und der deutschen Vergangenheit der Stadt, bestimmendes Element seiner Kindheit war für ihn allerdings der eiserne Vorhang und die Grenzkontrollen. Im Jahre 1968, sah er als zwölfjähriger dem Einmarsch der Okkupationsarmee in die Stadt zu. Beim Studium auf der Prager ČVUT befreundete er sich mit dem angehenden Schauspieler und Architekten David Vávra, dank dessen ist er zwischen die Mitglieder des Theaters Sklep gekommen. Diese lud er im Jahr 1987 nach Slavonice ein. Der Besuch blieb nicht ohne Reaktion, die Schauspieler kauften danach als gemeinsames Eigentum ein verfallendes Renaissance Haus, das heutige Restaurant Besídka. Zdeněk Žampa war bei einem gewalttätigen übergriff der Polizei gegen die Regimes Gegner bei einer Demonstration 21.8.1989 und musste vor Gericht. Er war beteiligt an der samtenen Revolution und im März 1990 schaute er bei der Grenzöffnung mit Österreich zu. Die Zusammengehörigkeit und das kulturelle Leben um die Slavonicer Besídka haben nach der Revolution zur Belebung geführt auch zur Rekonstruktion der Stadt Slavonice und auch des grenzanliegenden Dorfes Maříž. Auch die zwischenmenschlichen Bindungen grenzübergreifend mit Österreich wurden erneut aufgenommen. Zdeněk Žampa hatte als aktiver Bürger, lokaler Politiker und Organisator des offentlichen Lebens einen großen Anteil daran.