Karel Albrecht (Angelus) Waldstein-Wartenberg

* 1931  †︎ 2023

  • "Es war so, dass wir tatsächlich auch im April 1945 nach den Schloss Kozel – Waldschloss haben wir es genannt - übersiedelt sind. Weil der Landrat, der ein sehr vernünftiger durchaus nicht Nazi- infizirter war, gesagt hat: Dort nach meinem Wissen kommen die Amerikaner und hier die Russen, gehen sie doch bitte dorthin. So haben wir es gemacht. Ich bin zuerst von Hirschberg nach Prag mit dem Fahrrad gefahren, man durfte ja damals nicht mehr als 50 km reisen. Dort sind wir in der Nacht mit einem Traktor und Anhänger, der uns entgegengekommen ist, abgeholt worden. Dort in Šťáhlavy bei Pilsen haben wir die letzten Wochen bis Anfang Mai verbracht, wo wir dann eben auch entfernt wurden und nach einigen Fussmarschtagen in Bischofteinitz gelandet sind, Horšovský Týn, wohin eine Schwester meiner Mutter verheiratet war. Dort habe ich dann den Sommer bis September verbracht, um endlich über die Grenze nach Österreich zu gelangen. Von dort allerdings nach Bayern, wo der jüngste Bruder meiner Mutter in Bayern gelandet war und mit viel Glück in Ettal einen Platz für mich und seinen ältesten Sohn bekommen konnte, als die Klosterschule wieder eröffnet wurde. Im November 1945. (Das war Ferdinand Kinský.)"

  • "Ja, Abt Anastáz, der viel Schlimmes erlebt hat, der zu den ersten Schauprozessen gehört hat, die 1950 – 1951 stattgefunden haben, und gegen ihn hatte man einen wunderbaren Vorwurf, er war nämlich in Rom gewesen noch kurz vorher, weil es damals darum ging, das deutschsprachige Kloster Braunau und das tschechischsprachige Kloster Břevnov zu zwei voneinander unabhängigen Klöstern zu erklären, während die deutschen Braunauer eben in Bayern gelandet waren, und die Břevnower noch bei der allgemeinen Klosteraufhebung schliessen mussten. Er hat damals glaube ich 10 Jahre Aufhebung bekommen, was eine sehr harte Haft war, dann frei geworden ist, und zu Benediktinern hatte man natürlich irgendwie Kontakt, so dass ich ihn in der Wohnung seiner Mutter in der Nähe von Břevnov besucht habe und er mich getestet hat, anhand des Katalogs des Benediktinerordens, den er schon geschickt bekommen hatte: Wie alt bist du, wann bist du geboren, usw., bis er merkte, dass es also stimmt, dann hatten wir von da an immer wieder Kontakt. Ich habe ihn das zweite Mal besucht am Altstädter Ring, in der Staatsgemäldesammlung, wo er tätig sein durfte und nicht mehr am Bau, und bin mit ihm zusammen in eine kleine Gaststätte beim Altstädter Rathaus zum Essen gegangen und habe gemerkt, dass er herum von den Bekannten begrüsst wurde, also eine bekannte Persönlichkeit ist. Dann ist er zunächst in Wien gelandet, dann nach München und hat dort vor allen Dingen das Opus Bonum gegründet, das war eine Sammlung von Intelektuellen des Exils, die zum Teil nicht katholisch waren, aber sein sehr lebendiges geistliches Institut besuchten und ich hatte damals auch ein bisschen zu helfen, weil die ofizielle tschechische Exilseelsorge es als eine Einmischung von ihm empfunden hat und erst zurechtgewiesen werden musste auf eine Zusammenarbeit hin. Das habe ich damals gemacht, beim Grafen Belcredi haben wir damals einen sehr heftigen Diskkutierabend gehabt, um das Ganze da einzuleiten. Natürlich solange er konnte, hat Abt Anastáz noch gewirkt und war schon eine grossartige Persönlichkteit."

  • "Ja, es war ein Thema, dass mir Spass gemacht hat. Es war ein Arbeitsblatt, wo auf deutscher einer Seite Georg Büchner und auf tschechischer Seite Karel Hynek Mácha. Der Mácha, der meine engere Heimat in Nordböhmen durchwandert hat, und inzwischen auch zum Namen des Grossteichs geworden ist. Den die tschechischen Behörden zuerst nicht umbenannt haben wollten, denn sie sagten, es ist ein Grossteich, ein rybník, kein jezero, kein Natursee, denn es sind alles aus der Zeit Karl des IV. Angelegte Staudämme, die eine grosse Reihe von Gewässern immer wieder für die Fischerei gestaut haben. Es wurde dann aber durch den Fremdenverkehr, durch den Tourismus von tschechischer Seite, dann Máchovo jezero, der Mácha-See. Und den als örtliche Literaturfigur in Vergleich zu setzen mit einem, im deutschen Literaturunterricht jedenfalss zu behandelnden Georg Büchner zu setzen, mit vielen Ähnlichkeiten – gleichzeitiger Lebenszeit, gleichzeitige Themen, gleichzetige Anlässe und Schicksale, das war also ein Anknüpfungspunkt. Natürlich konnte man auch andere Authoren vermitteln, soweit zeitliche Räume dafür üblich blieben."

  • Celé nahrávky
  • 1

    Ettal, Německo, 01.12.2021

    (audio)
    délka: 01:10:46
    nahrávka pořízena v rámci projektu Tschechisches Adel
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In unseren Kinderzimmern befindet sich heute ein Museum

Angelus Waldstein, 2021
Angelus Waldstein, 2021
zdroj: natáčení

Pater Angelus Waldstein-Wartenberg wurde am 13. Januar 1931 auf dem Schloss Hirschberg (Zámek Doksy) als Karel Albrecht geboren. Er stammt aus einer alten deutschsprachigen Adelsfamilie. Im Frühling 1945 zog die Familie aufgrund des Fortschreitens der Armeen und der Befreiung der Tschechoslowakei zu Pilsen, dann nach Bischofteinitz (Horšovský Týn) und dann nach Bayern. In den Jahren 1945 bis 1950 ging er zusammen mit seinem Cousin Ferdinand Kinský auf ein Benediktinergymnasium im bayerischen Ettal. Im Jahr 1951 entschied er sich, in Ettal in das Noviziat einzusteigen und nahm den Ordensnamen Angelus an. Er setzte das Studium in Rom und in München fort, im Jahr 1956 wurde er zum Priester geweiht. Sein ganzes Leben war er in der Schule in Ettal tätig, zunächst als Leiter des Internats, Lehrer und später auch als Direktor. Er wurde Mitglied der Ackermann-Gemeinde und des Adalbert-Stifter-Vereins. Er pflegte stets regen Kontakt mit der Kirche in der Tschechoslowakei, er kannte den Abt Anastáz Opasek. Nach dem Jahr 1989 knüpfte er eine Partnerschaft mit einem Gymnasium in Böhmisch Leipa (Česká Lípa). Während des Literaturunterrichts inszenierte er Havels Stücke und stellte den Studenten auch andere unterschiedliche tschechische Autoren vor. Er verfasste einige historische Essays und Werke. Er hält Kontakt zu den Angehörigen weiterer Adelsfamilien. Im Jahr 1995 nahm er von Václav Havel den Verdienstorden entgegen. Bis heute ist er in engem Kontakt mit der Stadt Hirschberg (Doksy), die allmählich das Schloss der Familie Waldstein renoviert. Im Jahr 2003 erhielt er auch den Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung.