Následující text není historickou studií. Jedná se o převyprávění pamětníkových životních osudů na základě jeho vzpomínek zaznamenaných v rozhovoru. Vyprávění zpracovali externí spolupracovníci Paměti národa. V některých případech jsou při zpracování medailonu využity materiály zpřístupněné Archivem bezpečnostních složek (ABS), Státními okresními archivy (SOA), Národním archivem (NA), či jinými institucemi. Užíváme je pouze jako doplněk pamětníkova svědectví. Citované strany svazků jsou uloženy v sekci Dodatečné materiály.

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Ing. Gustav Krause (* 1932)

Freiwaldau, die Stadt der Kindheit

  • geb. 18.1. 1932, in Freiwaldau (Jeseník), Tschechoslowakei

  • im Mai 1945 hörte für ihn als deutsches Kind die Schule auf (er war 13), stattdessen musste er Zwangsarbeit ausüben

  • im August 1945 wurde sein Vater unschuldig interniert

  • im Oktober 1946 wurde der Vater freigelassen, die Familie ist mit dem letzten Transport nach Deutschland gefahren

  • 1986 kam G. Krause für das erste Mal nach Freiwaldau (Jeseník) zurück

  • 1987 wurde er zum Kulturwart des MSSGV (er übt die Funktion nicht mehr aus)

Kriegsbeginn - erste Opfer

Gustav Krause wusste von drei jüdischen Familien in Freiwaldau. Zwei Familien sind vor dem Krieg abgereist, weil sie gesehen haben, was kommt. Die Familie Hamburger ist geblieben. Sie beginden im Jahre 1938 Selbstmord. 

Gustav war 7 Jahre alt, als der zweite Weltkrieg begann. Seine erste Erinnerung an die Kriegsereignisse ist mit einem Flugzeugunglück verbunden. Am 9.10.1939 ist bei Waldenburg (Bělá pod Pradědem) ein deutsches Militärflugzeug, vermutlich H-111, abgestürzt. Es gab 7 Tote Flieger, das Flugzeug kam wahrscheinlich von Breslau, um einen Aufklärungsflug vorzunehmen. Im Nebel ist es jedoch gegen einen Berg gestossen. Das waren die ersten Kriegsopfer in Freiwaldau (Jeseník). Sie wurden feierlich beerdigt.  

Eine andere Erinnerung kommt vom 2.8.1944. An diesem Tag gab es Flugalarm. Es flogen  amerikanische Bomber über Freiwaldau Richtung Osten, wo ein Industriegebiet liegt. G. Krause hat die Flugzeuge zusammen mit anderen Kindern beobachtet und gezählt. Es waren ungefähr 250 Maschinen. Nachkurzer Zeit hörten die Kinder den Lärm der Bomben, die in der Ferne explodierten. Später kamen die Flugzeuge zurück. Ein Bomber wurde vermutlich beschädigt. Er hat bei Freiwaldau (Jeseník) einen Benzintank abgeworfen. Das Flugzeug stürzte dann bei Würbenthal (Vrbno pod Pradědem) ab. Es wurden 5 amerikanische Flieger gefangengenommen. Bei einem Besuch in 2002 hat Herr Krause den Benzintank im Wald bei der Gabel (Vidly) gefunden.

Brot für Spielzeug

Unweit des Hauses der Familie Krause war ein Gefangenenlager, zuerst für Engländer, dann für Russen. Die Kinder brachten den Gefangenen Brot, für das sie einfaches Spielzeug bekamen, das die Gefangenen z.B. aus Holzstückken erzeugt haben. Die Aufseher haben das erlaubt.

Ab 1943 sind Reichsdeutsche gekommen, die vor den Bombardierungen im Reich flüchteten (sog. Bombengeschädigte).

Gustavs Bruder kam mit 17 Jahren zur Wehrmacht. Er war bei Flakkanonen in Oberschlesien eingesetzt. Er überlebte und kam nach verschiedenen Strapazen zurück.

Kriegsende - russische Armee in der Stadt

Am 8.5.1945 blieb Familie Krause zu Hause und wartete auf die Russen. Um 13 Uhr war der Krieg zu Ende. Drei Kanonenschüsse sind bei Gräfenberg (Lázně Jeseník) eingeschlagen. Dann ist ein Munitionslager in Adelsdorf (Adolfovice) in die explodiert. Danach sind einige SS Leute von Dittersdorf gekommen und haben sich im Hotel Krone betrunken. Daraufhin kamen russische Soldaten, einschl. eines Offiziers. Sie trafen die SS Leute vor dem Hotel, der Offizier reichte angeblich einem der SS-Männer die Hand als Zeichen des Friedens. Der SS-Mann zog aber eine Pistole und erschoss den Offizier. Die SS-Leute sind davongelaufen, zwei wurden jedoch später von deutschen Polizisten erschossen.  

Die ganze Stadt musste zu der offiziellen Beerdigung des russischen Offiziers.

Russische Soldaten haben sich in einem Nachbarnhaus einquartiert. Sie kamen dann zu den Krauses und befahlen der Mutter Gulasch zu kochen, aus einem Fleisch, das sie selber gebracht haben. Als der Gulasch fertig war, musste die Mutter vor den Soldaten von dem Gulasch essen, um zu zeigen, dass er nicht vergiftet war.

Persekution der Deutschen

Nach dem Krieg mussten alle Deutschen eine Binde mit einem N am Arm tragen. Sie durften den Gehsteig nicht benutzen. Es gab auch viele andere Verbote. Die Deutschen bekamen keine medizinische Pflege, ausser beim Zahnarzt.

Todesstrafe für ein Kind?

Manchmal sind auch Kinder in Lebensgefahr geraten. Gustav hatte einen Mitschüler namens Otto Kimminich. Nach dem Krieg durften Deutsche vor 6 Uhr nicht auf die Strasse. Otto ministrierte jedoch in der Krankenhauskappelle, wo die Messen sehr früh zelebriert wurden. Eines Tages, es war im Juni 1945, erwischte ihn eine Patrouille vor 6 Uhr, als er zur Messe ging. Sie sagten, sie müssen ihn erschiessen, weil er gegen das Ausgangsverbot verstossen hat. Sie haben ihn an die Wand gestellt, um das zu machen. Ein russischer Offizier kam vorbei und hielt die tschechische Patrouille davon ab. Otto war gerettet. Er arbeitete dann in der Konditorei vom Herrn Krejci, um seine Familie zu unterhalten – die Mutter, den Bruder und zwei Schwestern. Der Vater lebte nicht mehr. Nach der Vertreibung hat Otto in Deutschland und in den USA Jura studiert. Er ist zu einem berühmten deutschen Jura-Professor geworden (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Kimminich). Er schrieb Bücher über Völkerrecht, insb. Flüchtlingsrecht. Er war Vordenker im Atom- und Umweltrecht. (Bmkg: A. Kanovsky aus Jesenik hat ein umfassendes Interview mit Herrn Kimminich gemacht, als er nach der Wende in Jesenik war. Eine Videoaufnahme ist vorhanden.)

Wilde Vertreibung und Internierung

Am 26. Juli 1945 begann die wilde Vertreibung der Deutschen. Man hat Leute aus Freiwaldau nach Setzdorf (Vápenná) getrieben. Zwei Wochen später wurden sie in die russische Besatzungszone nach Ostdeustchland deportiert. Sie durften nichts mitnehmen.  

Alle deutschen Männer wurden verhaftet, auch manche Frauen, wenn sie angeschwärzt wurden. Viele wurden zu Tode gefoltert. Gustav Krauses Vater wurde im August 1945 in ein tschechisches KZ unschuldig eingesperrt. 14 Monate später, im Oktober 1946, wurde er freigelassen. Danachverliess die Familie Freiwaldau mit dem letzten Transport.

Vandalismus

In Freiwaldau-Gräfenberg gab es einen bekannten Kurort. Es wurde im 19. Jahrhundert von Priessnitz begründet. Patienten wurden mit kaltem Quellenwasser und Bewegung in frischer Luft geheilt. Nach dem Krieg wurden jedoch alle deutschen Aufschriften von den Quellensteinen weggehauen. Einige Denkmäler wurden komplet zerstört, nur weil sie eine deutsche Aufschrift trugen. So zum Beispiel die Goethe-Bank von dem regionalen Bildhauer Paul Stadler. Im Josephspark in Freiwaldau stand u.a. eine große Gruppenstatue mit Priessnitz in der Mitte, ebenfalls von Josef Obeth. Der Freiwaldauer Kapitän Krejči hat Wachen aufgestellt, um die Priessnitz-Statue vor Zerstörung zu bewahren. Die Statue steht bis heute.

Zwangsarbeit statt Schule

Am Kriegsende war Gustav Krause 13 Jahre alt. Der Schulunterricht wurde für deutsche Kinder aufgehoben. Sie mussten stattdessen arbeiten. Herr Krause errinert sich, dass er zuerst eine Woche lang LKWs mit Sachen aus Wohnungen auslud, aus denen Deutsche vertrieben wurden. Manche seiner Freunde in demselben Alter (13 Jahre) mussten in die Ostrauer Kohlegruben. Die Mutter versteckte Gustav, um ihn vor der Arbeit in den Gruben zu bewahren. Seine Kameraden wurden zwei Wochen später von einem Arzt zurückgeholt. Er wies daraufhin, sie seien zu jung für solche Arbeit.

Später arbeitete Gustav als Hilfsarbeiter in verschiedenen Geschäften in Freiwaldau. Er tätigte keine schwere Arbeit, sondern musste aufräumen usw. Eines seiner Arbeitsengagements endete dramatisch. Gustavs Chef (ein Tscheche) wollte etwas stehlen. Er wurde jedoch dabei erwischt und erschossen. So musste sich Gustav eine andere Arbeit suchen.

Offizielle Vertreibung

In den Transport durfte man 50 kg mitnehmen. Viele Sachen hat man den Vertriebenen noch vor der Abfahrt genommen, wenn sie von den Finanzern für wertvoll gehalten wurden (z.B. ein Gramophon oder Bettwäsche). Gustavs Mutter war Näherin. Sie hat einen Antrag gestellt, um Ihre Nähmaschine in den Transport mitnehmen zu dürfen. Sie hat die Genehmigung bekommen und die Nähmaschine reiste mit der Familie nach Bayern. Die Mutter verdiente sich mit ihr in der neuen Heimat den Lebensunterhalt. Die Nähmaschine hat Herr Krause heute noch.

Familie Krause wurde von Freiwaldau nach Augsburg transportiert. Sie wurden mit anderen Vertriebenen in einem Kloster untergebracht und später auf die Dörfer verteilt. Die Krauses bekamen ein Zimmer in Donauwörth. Gustavs Vater hat angefangen, als Hilfsarbeiter zu arbeiten. Er kam durch die Spruchkammer und wurde freigesprochen, weil gegen ihn nichts vorlag. Die Spruchkammer war ein Gerichtssystem, dass die Amerikaner zur Entnazifizierung errichteten. Die Richter verurteilten alle, die ihre Unschuld nicht nachweisen konnten. Es bestand eine Schuldvermutung, nicht Unschuldsvermutung. Als Flüchtling aus dem Osten war man automatisch verdächtig, es musste doch einen Grund geben, warum man vertrieben wurde. Unschuld musste man durch Zeugenaussagen und andere Beweismittel nachweisen.

Die Ankunft in Deutschland war nicht einfach. Es kamen zu viele Flüchtlinge auf einmal. Behörden haben sie zwangsweise bei den Einheimischen einquartiert. Sie lebten dann mit den Hausbesitzern zusammen, die Beziehungen waren am Anfang sehr schlecht. Manche Leute, insb. Bauern, haben Hunde gegen die Flüchtlinge gehetzt. Andere haben jedoch geholfen und haben Ihnen zum Beispiel Essen angeboten.

Der Anfang in Donauwörth war für die Krauses schwierig, manche Einheimischen riefen Ihnen Beleidigungen wie:„Hure, Flüchtling!“ nach. Sie verstanden nicht, dass sie keine Flüchtlinge, sondern Vertriebene waren. Sie dachten, die Vertriebenen kamen, um ihnen etwas zu nehmen.

Gustav machte eine Lehre als Maschinenschlosser, später studierte er Maschinenbauingenieurwesen.

Zurück in der Tschechoslowakei

In 1986 kehrte Gustav Krause das erste Mal in die Tschechoslowakei zurück. Der Eindruck war nicht gut, viele Häuser waren abgerissen. Es war aufwendig zu kommen. Man musste sich bei der Polizei melden und jeden Tag mindestens 30 DM wechseln. Glücklicherweise war in jedem Hotel jemand, der Deutsch sprach. Gustav Krause hat sich mit Herrn Knos, einem Tierarzt  aus Thomasdorf (Domašov), angefreundet. Herr Knos ist für die deutsche Geschichte von Freiwaldau begeistert und kann viel Interessantes mitteilen.  

In 1987 wurde Gustav Krause Kulturwart in MSSGV.

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