Adolf Köpf

* 1938

  • „Dann sind wir ausgesiedelt worden. Ich war mit meinem Vater auf dem Feld und wir sahen wie schon die Flüchtlinge aus dem Innenland nach Österreich herausgezogen sind. Da waren wir noch zu Hause. Dann sind auch wir ausgezogen. Weil wir direkt hinter der Grenze gewohnt haben, ist mein Vater öfters mit dem Fuhrwerk mit den Kühen nach Hadres nach Österreich gefahren und hat zum Beispiel die Rübenmaschine und den Hausrat nach Österreich gebracht. Wir hatten schon früher in Hadres Verwandte und Bekannte. Die Österreicher haben die Felder bei unserer Grenze angebaut. Korn etc. und wenn es heiß war, sind sie zu uns nach Gerstenfeld hineingegangen und haben Wasser zum Trinken geholt.“

  • „Nachdem wir im Mai oder Juni vertrieben geworden sind, haben die Landwirte die Felder bestellt gehabt. Die Tschechen haben die Felder abgeerntet. Ich will nicht schimpfen, aber die tschechischen Bauern… Bis nach Znaim war alles deutsch, aber von Znaim ins Landesinnere, da gab es immer mehr Tschechen. Die ersten Tschechoslowaken, die an die Grenze angesiedelt geworden sind, waren nicht die besten Bauern, die besten Bauern sind geblieben und sind nicht an die Grenze gegangen. Die Felder waren bestellt und wurden von den Tschechen abgeerntet. Die Ernte wurde jedes Jahr schlechter bei den Tschechen. Das waren keine richtigen Bauern, die da angesiedelt wurden.“

  • „Ich bin mal mit meinem Schwager an der Grenze von Österreich und Tschechien entlanggefahren. Wir haben ein paar Ortschaften besucht, und wir sind mit dem Rad gefahren. Dann habe ich meinem Schwager gesagt: ‚Schau, da ist der Kindergarten.‘ Eine tschechische Dame hat gehört, dass wir Deutsch gesprochen haben und hat mit uns geschimpft. Aber sonst hatten wir keinen Kontakt, und wir wollten keine Schwierigkeiten haben. Es gibt sicherlich heute noch Feindschaften gegen Österreich oder gegen die Deutschen und umgekehrt.“

  • „Es war spät am Abend, der ganze Himmel über Znaim war beleuchtet, ein Flugzeug nach dem anderen. Mein Vater hat mich und meine Schwester genommen, und wir sind dann hinter die Schule gelaufen. Hinter der Schule hat mein Vater einen Weingarten gehabt. Dort hatte er ein Loch ausgegraben, einen Unterschlupf. Wenn dann die Flugzeuge geflogen sind, sind wir mit Decken in das Erdloch gelaufen. Wir haben uns versteckt, weil wir Angst hatten.“

  • Celé nahrávky
  • 1

    Znojmo, 19.06.2025

    (audio)
    délka: 01:08:25
    nahrávka pořízena v rámci projektu Living Memory of the Borderlands
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Ich stand auf dem Hügel und schaute nach Hause

Adolf Köpf im Jahr 1960
Adolf Köpf im Jahr 1960
zdroj: Archiv des Zeitzeugen

Adolf Köpf wurde am 16. Dezember 1938 in Gerstenfeld bei Znaim in eine südmährische Familie geboren. Vater Franz wurde wegen einer Sehbehinderung nicht eingezogen, die Familie bewirtschaftete einen Hof an der tschechisch-österreichischen Grenze. Am Ende des Krieges erlebte er Luftangriffe und den Einmarsch sowjetischer Soldaten. Im Juni 1945 wurde er zusammen mit seinen Eltern nach Hadres in Österreich vertrieben, wohin der Vater bereits einen Teil des Besitzes gebracht hatte. Bis zur Schließung der Grenze im Jahr 1948 kehrten sie noch mehrmals zurück, um weiteres Inventar zu holen. Gerstenfeld wurde im Jahr 1952 zerstört. In Österreich lebte die Familie in Armut, zog mehrmals um, und die Eltern arbeiteten als Tagelöhner. Adolf hütete Kühe und arbeitete später als Angehöriger des österreichischen Grenzschutzes. Obwohl er sich in Österreich anfangs als „Fremder“ fühlte, integrierte er sich im Laufe der Zeit. Nach 1989 begann er seine Heimat im Grenzgebiet wieder zu besuchen. Nach der Heirat im Mai 1967 zog er nach Watzelsdorf, wo er im Jahr 2025 noch lebte.