Následující text není historickou studií. Jedná se o převyprávění pamětníkových životních osudů na základě jeho vzpomínek zaznamenaných v rozhovoru. Vyprávění zpracovali externí spolupracovníci Paměti národa. V některých případech jsou při zpracování medailonu využity materiály zpřístupněné Archivem bezpečnostních složek (ABS), Státními okresními archivy (SOA), Národním archivem (NA), či jinými institucemi. Užíváme je pouze jako doplněk pamětníkova svědectví. Citované strany svazků jsou uloženy v sekci Dodatečné materiály.

Pokud máte k textu připomínky nebo jej chcete doplnit, kontaktujte prosím šéfredaktora Paměti národa. (michal.smid@ustrcr.cz)

Annemarie Goschala (* 1934)

Als Hitler gekommen ist, hat man Angst gehabt

  • geboren am 5.11.1934 in Wernsdorf [Vernéřov]

  • Besuch einer deutsche Schule vor dem Krieg

  • ab 1947 Besuch einer tschechischen Schule

  • tschechische Staatsbürgerschaft ab 1953

  • Ehe mit einem deutschen Tschechen

  • zwei Zwangsumsiedlungen während des Kommunismus

  • lebt heute in Chomutov

S: No Tante, dann musst du uns so... deine Lebensgeschichte. 

 

T: Lebensgeschichte. 

 

S: Jo. Wenn du geboren bist, wann, wo.   

 

T: Wann, wo. Na. Ich bin 1934 im November geboren, und in Wernsdorf hier bei Kaden, ja. Bin in der Schule gegangen nach Radis, in der deutschen Schule, ja. Vier Jahre nach Radis, dann nach Kaden, in der Buergerschule. Und in fuenfte, das wars fuenfte Jahr, und in der Buergerschule, dann war der Umsturz. Also, musst ma aufhoeren, da wars sowieso lauter Fliegeralarm und da war ma mehr im Keller als wie in der Schule (lacht). Und, no und dann sein die Tschechen kommen, also mir Deutschen mussten hinaus, jo, mussten hinaus. No, ma sollten hinaus. Und meinen Vater haben sie net fortgelassen, weil der war in der Fabrik, musste erst die Tschechen bissl anlernen, ja. Na uns haben sie daheim hinausgeschmissen ausm Haus, na ham wir nach dem Vater geschickt, na und die haben ihn wieder net fortgelassen, also die haben drinne schon ausgeraubt und mir mussten dann wieder, konnten dann wieder hinein, ins Haus. 00:01:48-3

 

No, aber mir durften nicht zur Schule gehen, 45, jo, dann. Also mussten wir, zwei Jahre waren wir zuhaus. Und, na, dann mussten wir in der tschechischen Schule gehen und haben aber kein Wort verstanden. Wir haben nix gewusst (lacht), na waren wir wie... ich konnte auch, rechnen konnt ich weil das waren die selben Ziffern, aber schreiben, oder verstehen hab ich nicht... also haben die... wir mussten dann wieder zurueck in der vierten Klasse, weil des hat net golten mehr, da musste ich wieder zurueck, ich bin schon in der fuenften gongen, dann musste ich nach zwei Jahren wieder zurueck in der vierten Klasse. No, und, noja, weil ich rechnen konnte, hab ich denen Tschechenkindern immer des, die Rechenaufgab geben, zum Abschreiben und die haben mir wieder das Tschechische geben zum Abschreiben, wenn wir haben Diktat gemacht oder sonstwas, jo. Oder... nojo, so bin ich dann noch zwei Jahren in der tschechischen Schule gegangen, na. Naja... und zuhause no 45, wir mussten hier bleiben, die ganzen Tanten und die ganzen Leute mussten fort, wir waren alleine im Dorf, als Deutsche, ja. Na, die sind alle fort. Bloss noch dann die Grossmutter, die haben, die hat aber wieder woanders gewohnt, also die konnte auch hier bleiben, weil der Grossvater auch in der Fabrik... 00:03:27-0

 

Also, naja aber es war, es war eben schlimm, wir konnten nicht einkaufen gehen, weil ma nix verstanden haben, wenn ma frueh sein einkaufen gegangen, die Mutter ist gleich gar nicht gegangen, die hat uns immer geschickt, als Kinder, ja. Haben sie uns, wenn mir sein um acht dortn waren um zwoelf wird nacher zu gemacht im Laden waren wir immer noch dort gestanden, und hat er dann uns halt was geben, na. Jo und unterwegs, was du hast gesagt, ob sie dich haben bei den Haaren gezogen oder was (lacht), sowas ja War so eine Tschechin, das war ein Maedchen, aber wenn wir vor dem Haus vorbei sind, ist die immer rausgekommen und wir sind immer schon vorbeigerennt vor dem Haus, aber die is, hat uns immer erblickt, und isse nach und do, ich hab Zoepfe gehabt und da hat sie mich immer bei die Zoepfen gezogen, vor der hat ma immer Angst gehabt (lacht) 00:04:32-0

 

Na aber sonst kann ich net sagen, dass sie uns haetten etwas gemacht, oder... No dann spaeter, jo weil ich dann bloss die erste Buergerschule wieder hatte bin ich rausgekommen mit acht Jahren, jo erst ist man bis acht Jahren in der Volkschule gangen, na jetzt bin ich rauskommen was lernen, in der Fabrik. Weil mir konnten net Tschechisch und haben wir duerfen nix lernen auch nix, keinen Beruf, na. Da hat die Mutter, sagt sie, ich war klein und schwach, bleibst zuhause. 00:05:11-7

 

Na, da bin ich dann immer einkaufen, da ist mein Bruder noch geboren, 47, was ihr Vater ist, na und da bin ich immer einkaufen gegangen mitm, mitm Kutschwagen, und der Chef dann im Laden der hat gesagt, wolltest du net den... koenntest den Kaufladen lernen. Hab ich gesagt, ich darf ja nix lernen. Wer hat das ausgesprochen? Hab ich gesagt, naja, ich... Ach macht nix, hat er gesagt, frag mal deine Eltern ob du wirst lernen und nacher hab ichs daheim erzaehlt. No, hat sie gesagt, na wenn du Lust hast, no is die Chefin mit mir nach Karlsbad gefahren, und, und haben sie mich genommen, hat er gesagt, aber die Zoepfe muessen ma abschneiden, darf ich net in den Laden gehen mit den Zoepfen. Na da bin ich dann, hab ich dann koennen in dem Laden lernen, Verkaeuferin, na spaeter, na. 00:06:11-2

 

Naja, dann sein ma halt, naja 45 wars schon schwer, na wir haben sich... uns haben sie den Garten weggenommen und das Haus weggenommen, mir waren bloss drinne zu (lacht) haben muessen Miete zahlen und... naja... no was weiter, was noch weiter? 00:06:38-8

 

S: No und hast du auch geheiratet? 00:06:40-6

 

T: Wos? 00:06:41-7

 

S: Hast du auch geheiratet? 00:06:42-9

 

T: Jo, geheiratet hab ich auch. 00:06:45-1

 

S: Siehst. 

 

T: (lacht) 

 

S: Wie wors? 

 

T: (lacht) Naja, da hab ich erst viel spaeter geheiratet, na. Da war einer, der hat neben uns gewohnt und der hat unsern Garten weggenommen ja und die hatten einen Sohn also der wollt gerne mit mir gehen und meine Mutter, um Gottes Willen, ja net die Familie, ja net die Familie (lacht). 00:07:13-4

 

S: Es war eine tschechische Familie? 

 

T: Was? 

 

S: War das eine tschechische Familie? 

 

T: Des war eine tschechische Familie und die waren eben auf uns, na weisst uns habens den Garten weggenommen und alles, na. Und, waren net gut, also.. Naja, na der is, da hab ich dann auf, da war noch eine, die Frau die konnt a Deutsch, die Frau Steska, weisst, und die hat immer gesagt xxxx, nur nicht einen Tschechen heiraten, nur nicht, aber des war meine Mutter, die hat sie wahrscheinlich angestellt, ja. (lacht) 00:07:51-3

 

Na dann sein ma, sind ma mal tanzen gegangen, in den Nebenort und des war fuer von den Deutschen, jo, so eine Unterhaltung, des war zu Pfingsten. Na und da war mein Mann dortn, na. Was ich hab dann geheiratet, na. 00:08:07-5

 

S: Und des war fuer die Deutschen? 00:08:07-5

 

T: Des war fuer die, da hatten die Deutschen Zusammenkunft in Lauch, oben, jo. 00:08:14-1

 

S: In Lauch? Siehste. Und wenn wars? 00:08:15-5

 

T: Na du weisste ja vielleicht, ich hab noch net tanzen koennen, xxxxxx ich bin mit deinem Vater xxxxx gefahren mitm Kutschwagen, dann bin ich mal hineingegangen, no und dann is eben mein Mann nacher tanzen kummen. Hab ich gesagt, no ich kann net tanzen, ich... Des mocht nix. No und des xxxxxxx der hat sich dann zsammgeruehrt, ich koennte mal kommen, er taete rueberkommen, na. 00:08:40-0

 

S: Und welches Jahr war des? 00:08:41-1

 

T: Na wenn ich 16 war, ned 34, na, wars 50. 00:08:47-1

 

S: Hmmm. 00:08:46-8

 

T: Aus den 50er Jahren, da hatten die Deutschen, die hatten auch am Hasenstein immer Zusammenkunft zu Pfingsten, die Deutschen. 00:08:57-1

 

S: Aha, mmhm. 00:08:57-1

 

T: Da sein immer viele hergekommen, erst dann haben 00:09:01-9

 

S: Das war nicht mehr verboten? 00:09:02-1

 

T: Des war net... Naja, verboten. Die hams schon dann liquidiert, weil sie haben gesehen dass die Deutschen zusammenkommen auf der Burg, ja. Und da haben dann sie ein Fest gemacht, die Tschechen. Also da sind dann die Deutschen nimmer hingegangen, na. Da hab ich sogar noch Bilder, da is a immer, da is der Onkel gekommen, sind wir immer hinauf am Hasenstein gefahren zu Pfingsten. Da waren viele Leute dortn. 00:09:29-6

 

S: Hmmm. 00:09:31-2

 

T: No und dann hab ich meinen Mann kennengelernt, no und die Jungs ausn Dorf haben immer gesagt, naja, hast einen.... der war aus paar Doerfer weiter, jo, no so lang haben sie rumgemacht bis ich bin nimmer mit nit gegangen, jo wie so... na, ja na dann war Schluss, und dann die Deutschen haben sie ja net zum Militaer, jo, jo der war, der war schon bei de beim deutschen Militaer war er eingezogen mit 16 Jahren, mein Mann, ja. No und dann, weil ma keine Staatsbuergerschaft hatten, also sein die Jungs nit zum Militaer kommen, jo. Erst dann 53 haben wir muessen automatisch die Staatsbuergerschaft nehmen, die tschechische, no und da mussten dann die Kerlen, waren schon aelter, mussten dann einruecken, ja. Und da sein ma dann mit der Mutter mal auf Komotau gefahren, und... und was der Teufel net wollt, war, war seine Mutter auch im Zug, jo. Und hat sie gesagt, ach der muss zum Militaer, geht net xxx amal mit dem Theater hier in Komotau dann, dann sein sie noch stationiert hier vorlaeufig, na. Sein ma halt amal mit hingegangen, auf den, in den Theater. No, dann, weil ich bin hingekommen, jetztn hat mein Mann gleich wieder geschrieben vom Militaer, jo, na dann, 57 haben wir dann geheiratet, na. 00:11:02-4

 

S: Endlich. 00:11:03-4

 

T: Endlich. (lacht) 00:11:06-7

 

S: Hat gedauert. 00:11:07-7

 

T: Haben wir sich fuenf Jahre kennt, und dann haben wir 57, oder noch laenger, na. Da wirds ja dann 52 gewesen oder was ich... Wenn man sich in Lauch heroben kennengelernt... Naja. 00:11:24-9

 

S: Und dein Mann kommt auch aus einer deutschen Familie? 00:11:28-6

 

T: Jo. aber seine Mutter war eine Tschechin. 00:11:32-8

 

S: Mhm. 00:11:33-9

 

T: Die, aber die haben da gewohnt, die sind hierher nach Hogensdorf, und die, die hat sich da 00:11:43-9

 

S: das heisst Achnikov auf Tschechisch, na? 00:11:44-4

 

T: Achnikov, jo, und die hat sich aber deutsch erkennt, weil sie halt einen deutschen Mann geheiratet, und da hat sie, hat sie sich deutsch, hat sie die deutsche... 00:11:55-8

 

S: Nationalitaet 00:11:56-5

 

T: Nationalitaet angenommen, na. 00:11:59-0

 

S: Hmmm, hmm. 00:11:59-7

 

T: Naja und weiter, was will ich weiter sagen, na. 00:12:07-7

 

S: Und ihr habt dann in.... Tak to je Ines. 00:12:11-6

 

T: Des is meine Enkelin. (lacht) Tut nur essen, den Kuchen! 00:12:17-0

 

Naja, weiter... 00:12:23-6

 

S: No, und ihr habt dann in Wernsdorf gelebt, mitm mit dem Mann, oder? 00:12:28-3

 

T: Naja, weil war ma in Wernsdorf weil ma noch keine Wohnung hatten und dann haben wir in Kralove Haus gekauft, na. Dann waren wir in Kralov, dann haben sie Kralov weggemacht, weggerissen wegen dem Schacht. Na dann haben... 00:12:44-2

 

S: Welches Jahr war das? 00:12:45-1

 

T: Des war 77, 77. Und da sein ma dann da her. No und dann wenn de... 00:12:58-9

 

S: Habt ihr dieses Haus gekauft? 00:13:00-2

 

T: Jo. 00:13:00-6

 

S: War das teuer? Damals? 00:13:03-7

 

T: Jo, ich denk ueber 120 000 oder was hats 126 000 denk hats kost. 00:13:11-2

 

S: Und weisst du, wer vorher hier gelebt hat? 00:13:13-0

 

T: Vorher waren Tschechen da. Aber, die Deutschen weiss ich net wer da gewohnt hat, des weiss ich net. Ich weiss bloss von denen was mas gekauft haben, ja. 00:13:25-1

 

S: Hmhm. 00:13:29-7

 

T: Des waren mehr juengere Leute gewesen. Die hatten die Tochter adoptiert, und die hat dann das Haus da geerbt, die waren dann da, na und die wollt dann, die wollts verkaufen xxxxx in unsere Wohnung auf Klesterle gemacht. Aber die lebt gar nimmer, die hat a Autounfall gehabt und die is schon gestorben. 00:13:55-2

 

S: Hmmm. Und wie lange habt ihr hier gewohnt? 00:13:58-4

 

T: Hier? Na immerzu, immer. 00:14:02-6

 

S: Aber du bist dann nach Wernsdorf geziehen, fuer eine Weile? 00:14:07-4

 

T: Nojo mir waren eine Weile des war schon, wenn es 82 ist mein Mann gestorben, und der Vater is krank worden, also im Herbst 82 ist mein Mann gestorben, und mein Vater war da schon im Krankenhaus, hat Krebs gehabt, ja. Also bin ich zu der Mutter, weil die war auch krank, haben wir das Haus da stehengelassen und sind hinueber nach Wernsdorf, und da waren wir bis... Wann haben sie Wernsdorf weggerissen? 00:14:37-5

 

S: 88? 00:14:37-9

 

T: 89, na! 89? Muss sein gewesen oder... 00:14:41-7

 

S: Is schon moeglich, mhmm. 00:14:42-4

 

T: Dann, mir sein Juni her, wieder zurueck mit der Mutter, haben mir sie mit her genommen, und dann war schon, is schon angangen 89 mitm... Zeit die schon ausgerissen do... Deutschland ueber da... ueber sein sie schon alle nach Westen hinuebergemacht, na und dann... Da waren wir 82 im Herbst waren wir bis... bis im Fruehjahr 89 drueben in Wernsdorf mit der Evi, na. 00:15:16-6

 

S: Hmm. Na und warum seid ihr von Wernsdorf wieder her? 00:15:21-3

 

T: Naja, wo wollten wir hin, weil die haben ja... des war ja unser Haus da (lacht). Also mussten wir wieder, Wernsdorf haben sie ja auch weggemacht, na. 00:15:31-0

 

S: Warum? 00:15:31-0

 

T: Weisst ja. Warum? 00:15:33-2

 

S: Aber die wissens ned! 00:15:34-1

 

T: Jo, die wissens ned. Weil dort zwei Elektrizitaetswerke sind, jo. Ein Stueckel weiter und da haben sie den, die Asche haben sie wollen dortn aufschuetten, jo, haben sie so einen Damm gemacht und da mussten die Doerfer alle weg. Und da war Wernsdorf auch mit dabei. Na. Und 89 dann, wenn der Umsturz war, ja haben sie, dann auf einmal haben sie des nimmer gebraucht. Also haett koennen das Dorf stehen bleiben, jo. Oder da sein mehr Doerfer, da is... 00:16:10-6

 

S: Pavlov 00:16:12-0

 

T: Ondorf, Schimbach, Wernsdorf, Nickelsdorf, also waren aber, waren... viele Doerfer was sie haben... dann haben sie den Damm wieder weggerissen, haben sie wieder abgefahren... und war nix mehr. Die Asche haben sie dann in den, wo sie haben die Kohlen rausgetan. Abgebaggert haben sie dann die Asche hineingeschuettet, in den Loch, na. No und die Mama is dann , im Fruehjahr sind wir hinueber und im, vor Weihnachten ist die Mama gestorben. Jetztn sitz ma allein da, na. Kein Mensch mehr (lacht). Ach ja. Kann ma nix machen. 00:17:15-8

 

S: Na und wie war Wernsdorf wenn du klein warst, wenn du noch Kind warst? Waren nur Deutsche da oder waren auch Tschechen oder? 00:17:24-1

 

T: Da waren bloss Deutsche, da waren grad eine, ein Tscheche war, der war Postmeister, des war im Graumueller sein Vater 00:17:33-4

 

S: Aha! 00:17:35-3

 

T: Na und, dem haben sie Angst gemacht wenn is der Hitler kommen oder was, der muss sich haben aufgehaengt oder was, der, den sei Vater. Aber wenn sei... Jo aber die Frau des war eine Deutsche, aber weil sie den Tschech hat, muss die dann, in wenn is der Hitler kommen, ja, muss die dann in tschechischen hinein, ja mit ihre zwei Jungs, also, die Eltern hat sie in Wernsdorf, aber sie muss hinein in tschechischen und dann war noch eine Familie, die hat wieder, ihr Mann war gestorben, die was bei euch im Haus gewohnt hat, wie ma in Wernsdorf waren, und die hat wieder dann der muss ein Arbeiter gewesen, der war so eine Tischlerei, unten und des war a Slowak. Und die is dann, hat den Slowak geheiratet, weil ihr Mann gestorben war, ja, also die musste auch fort, wenn is der Hitler kommen, die mussten in der Slowakei. Na aber dann nachn Krieg, die hatten das Haus ja gebaut bei euch, wo ihr drinne, kannst du dich noch erinnern? In euern Haus? Jo, no und die hatten des Haus gebaut, aber wenn dann sein die Tschechen wieder gekommen, jo, nach 45 wollten die ihr Haus wieder haben. Aber weils andere Tschechische schon gekauft hatten, und die sind, die sind nicht rausgangen, wir haben das Haus kauft, und wir gehen net raus. Na da war die Frau Slach drinne, weisst, hast du, du hast sie nimmer kennt. Und die sein net rausgangen, also die haben ihr Haus nimmer, nimmer kriegt. Obs, wo sie haetten Anspruch gehabt, net. 00:19:18-1

 

No und die Frau mit die zwei Jungs, die is auch wieder zurueckkommen aus der Tschechei, jo. Die Frau Kral, na. No, jo, jo dann natuerlich mussten fort, die hatten, die hatten eine Brauerei in Wernsdorf, die mussten fort, also war die mit die zwei Jungs die is do geblieben, na. Der eine is noch in Něsterle der xxxx, der andere is gstorben schon. 00:19:46-0

 

S: Und waren in der in dem Ort auch Juden? 00:19:50-4

 

T: Juden... Muessens, muessen sein a, ich weiss net, in Kaden waren mehr Juden, die hatten Geschaefter gehabt und des was ich aber im Ort denk waren keine Juden in Wernsdorf. 00:20:03-4

 

S: Und wie gross war Wernsdorf? Was war alles da? 00:20:06-6

 

T: No, da war olles, da waren zwei Gasthaeuser, da war eine Fleischerei, da waren Baeckerei, war alles dortn. Laeden waren zwei. 00:20:18-8

 

S: Aber Schule nicht? 00:20:20-0

 

T: Schule war auch, eine grosse Schule. 00:20:22-6

 

S: Ich hab gedacht du hast auf Radis gegangen? 00:20:25-6

 

T: Mir, ich bin auf Radis weil Faberhittn war der Ortsteil, jo oben bis zu den ersten Gasthaus, und mir sind hinaufgangen in der Schule auf Radis und in der Kirche sein ma auf Lauche gangen. Und die was unter dem Gasthaus gewohnt haben, wos des lange Dorf war, die sind wieder in xxxxxdorf in der Kirche gangen und in Wernsdorf in der Schule. Und mir sein aber, mir... Faberhittn, der Ortsteil hat Faberhittn geheissen, und Ondorf, die sein auf Radis gangen in der Schule, na. 00:21:03-5

 

S: Hm, hmm. Na und die Eltern, die waren beide deutsch? 00:21:08-3

 

T: Na, freilich, jo. Meine Grossmutter ist da geboren, und der Grossvater auch in Schoenbach und die Grossmutter ist in, ich weiss, wahrscheinlich in Ondorf, denk ich, weil meine Mutter ist auch in Ondorf geboren. Die haben erst dann das Haus kauft in Wernsdorf. 00:21:30-0

 

S: Aha, mhmm. No und was hat die Mama gemacht und der Tata? 00:21:34-4

 

T: No der Tata, der war im Krieg, der is dann heimkommen nach 45, Gottseidank ist der heimgekommen, na, weil 00:21:43-4

 

S: Hat er erzaehlt vom Krieg? 00:21:44-7

 

T: Bitte, wie? 00:21:46-2

 

S: Na, erzaehl, tschuldigung. 00:21:48-3

 

T: Naja, weil, muss ich noch sagen weil sein wie viele Onkeln sein gefallen im Krieg. Na, ich weiss net, zwei. Zwei Onkeln und zwei, jo des waren eigentlich vier Onkeln sein im Krieg geblieben, vier Onkeln. Der Tante Helga ihr Vater, der Erika ihr Vater und zwei Geschwister von meinem Vater sein im Krieg geblieben und von meinem Mann sein auch zwei Geschwister im Krieg gefallen. Na des war, sein schon sechse, na. Und wo war ma jetzte? 00:22:28-7

 

S: Was hatte er gemacht, also gearbeitet 00:22:30-1

 

T: Ja der Vater is in der Ziegelei gangen in der Arbeit, na. Und die Mama war zuhaus. Die hat bloss Handschuh genaeht und 00:22:42-3

 

S: Aha? War das typisch fuer Erzgebirge? 00:22:46-9

 

T: Ich denk schon. Weil da war in Klesterle jemand, da haben sie dortn hingenaeht, und die Mama is aber auf Kaden gangen, da war a einer, haben sie Handschuh genaeht. Naja, des hat sie halt immer abend gemacht, weil, weil die Grossmutter war ja dann blind auf der xxxxx ihrer Mutter, und die hat ma dortn... njo. No war ma in ganzen Krieg war ma allein, sind mit der Mutter eben daheim, na, des war schon, es war schon schwer, na. 00:23:21-2

 

S: Wieviel Geschwister hast du? 00:23:23-2

 

T: Na zwei. Der eine ist in Deutschland und der eine ist in Lauch xxxx. (lacht) 00:23:31-9

 

S: Wieso ist er in Deutschland? Was ist passiert? 00:23:34-7

 

T: Hmm? 00:23:34-2

 

S: Wieso ist der eine in Deutschland, was ist passiert? 00:23:37-1

 

T: Naja, wenn war denn des, wenn der Dubček dran war, ja, da in Prag 00:23:45-1

 

S: 68, na. 00:23:45-5

 

T: Also des war 68, 69, jo, sei, hat seine Frau, eine Tante draunen in Bayern, jo und da sein sie auf Besuch, konnten sie hinaus zu Besuch, jo. Die hatten aber keine Kinder, die Tante mit den Onkel. No, und wenn sie sein heimkommen, mir machen Fahrt! Und draussen, die waren in Kraslitz draussen, des is mehr da... und, da ist er heimgekommen und in Kraslitz machen viele Leute Fahrt. Also mir machen auch Fahrt. Die Tante, die hat, verschafft uns Wohnung draussen und, naja nacher haben sie angesucht und sein fort. Naja, aber mir hat er gsagt, was macht ihr? Na dein Vater war ja da noch, wenn war denn des, 69 wenn hat dein, wenn haben deine Eltern geheiratet, ich weiss schon gar nimmer... Na, da war er noch net verheiratet, der is ja dann 00:24:45-1

 

S: Na, der war beim Militaer 00:24:45-8

 

T: Der is ja dann immer hinausgefahren auf, auf so an Moped, jo is er immer auf Kraslitz hinausgefahren, na. Nojo was macht ihr? No mein Mann hat da noch die Mutter gehabt und Vater, also die waeren nimmer fortgangen, weil die waren schon alt, jo. Und meine Eltern, die sein a da geboren, die wollten auch net fort, dann mehr. No hab ich gesagt, mir koennen jetztn net die vier alten Leut da sitzn lassen, und alle machen wir nach Deutschland, na dass uns besser geht, jo. No jetzt hab ich gsagt, na ich lass die Mama net da sitzen und in Tata, net. Mir, naja no aber dann sein Fritz seine Eltern gestorben, net, no und dann waren bloss noch die Wernsdorfer und 82, 83 is der Opa gestorben, na jetza, no und dann 89 is die Oma gestorben, dann waren wir alleine, wieder.  00:25:46-0

 

Na und der Helmut, der ist fort. No der hat schon, der hat gewisst wo er hingeht, die hatten schon Wohnung fuer ihn gehabt und die hatten schon eine Waschmaschine wo sie jemand hat weggeschmissen eine automatische, des hatten sie alles schon drinnen stehen, also die, die haben in Kraslitz auch a Haus gehabt fuer ihren Vater hat sie ein Haus dann, aber... da sein sie fort. Na und ihr Bruder, die hat noch einen Bruder, der is aber dann auch fort, der Gert, der wohnt in Rosenheim wieder, no und der Helmut in Waldgreiburg, na. No und die haben sich dann wieder, dann ein Haus so ein Reihenhaus haben sie sich aufbaut alleine, ja. No denen gehts gut, na. (lacht) 00:26:36-7

 

S: Und der ist legal ausgewandert, oder? Emigriert, legal? 00:26:40-3

 

T: Jo, der is, do konnt ma, aber des war bloss des eine Jahr wos der dran war, der Dubček, dann is er ja gleich wieder wegkommen, net. Also dann haben sies wieder eingestellt, na. 00:26:54-2

 

S: Und der konnte auch zurueck? Zu Besuch? 00:26:57-1

 

T: Jo, der konnte zu Besuch. Bloss hat er muessen immer Geld bezahlen, ich weiss net, so und so viel Mark aufn Tag und des hat die Schwaegerin gaergert, weil sie sein zu der Mutter gefahren, jo, rein oder zu die Eltern und haben muessen so viel Geld wenn sie eine Woch da waren, haben sie muessen so und so viel Mark, haben sich muessen anmelden auf der Polizei und dann mussten sie des Geld eben wechseln, fuer den Tag, ich weiss nimmer, wie viel war, 20 Mark, oder fuer einen Tag, oder noch mehr, ich weiss ned, na wenn sie fuenf Tag da waren war es fuer jeden 100, 100 Mark, net, des war fuer denen schon viel, weil sie gespart haben wenn sie sein hinauskommen. Also seins auch wenig heimkommen. 00:27:46-2

 

S: Und das Geld hat dann der Staat gekriegt, oder? Das mussten die bezahlen einfach, am Staat? 00:27:52-6

 

T: Jo, jojo, des hat wahrscheinlich, ich weiss net, wers halt kriegt, oder (lacht). 00:27:57-1

 

S: Okay. Und du bist auch raus? Zu Besuch unter Kommunismus? 00:28:02-3

 

T: Also, ich, ich wars erste mal draussen da haben wir noch weil der Bruder draussn war, erst war dein Vater draussn mit de Eltern, no und dann hat de Mama gesagt, fahrt ihr einmal mit, ich und die Evi, jo. Mein Mann haben sie net hinausgelassen weil der hat der Schwager des war scho weitlaeufig, jo, de mussten Geschwister oder Eltern, wenn ma... na und da sein ma, haben wir halt angesucht, na mussten wir ja auf der Polizei, na. Weil ich wollte die Tochter mitnehmen. Also die darf net mit, hat der dann ausgesprochen, jo, der Polizist. No und die durft, no hab ich gesagt, no wie, die is krank, also ich hab gesagt, do hab ich gesagt, do lassen sie gehn, da fahr ich a net, da bleib ich auch zuhaus. No und mir sein schon fortgangen, haben die Tuer zugemacht, wie den Polizist, jo und dann sagt er, kummans amal zurueck. Schau i da dann nach, na sag ich, wos is denn los. Da hammsn, morgen koennen Sie fahren. Hat er gesagt. Mit der Tochter, ja. Erst hat er gesagt, des is verboten, er kann net dafuer, und dann auf einmal konnt ma fahren. No hab ich gesagt, ich will net morgen fahren, hob ich gesagt, ich muss warten am 00:29:27-3

 

S: Tante! 00:29:27-8

 

T: Ich (lacht) Hob ich gesagt ich muss warten auf meinen Bruder der geht in de Arbeit, wir fahren mit ihm, ja oft sein ma mit deinem Vater gefahren. Jo, dann haben sies auf einmal bewilligt, jo und konnte Evi mitfahren. Na und dann waren ma des erste mal draussen bei der Tant Mansch, no und dann sein ma zum Helmut gefahren. 00:29:51-7

 

S: Und wie wars? 00:29:54-4

 

T: Nojo, war scheen, na, freilich. (lacht) Da war der Onkel Fritz noch, na. Scho schen. 00:30:06-3

 

S: Und wie wars so den Unterschied zu sehen? Zwischen.. 00:30:10-9

 

T: Ah, des hat man, des hat man gleich gesehen. 00:30:13-9

 

S: Jo? Was war da anders? 00:30:15-6

 

T: No (lacht) 00:30:17-2

 

S: Erzaehl! 00:30:18-4

 

T: Weisst ja wies da draussen ausschaut! Es, dann waren wir mal, und da war die Ines da wars, da war sie klein, jo, werd sie sein, wie alt wird sie sein gewesen, drei Jahr, sein ma mal mitm Zug hinausgefahren zu der Tant Mansch, der Onkel Fritz hat uns in Schwarndorf abgeholt, jo und, na da sind wir mit dem Zug gefahren und die Ines ´naus zu, ´nein zu hat sie geschlafen, ich weiss net, und dann sein mir da in Sokolov hat der Zug angehalten, jo, und sagt sie, Oma! Sein mir schon daheim? Sag ich, warum? Na wies da ausschaut! (lacht). Ein kleines Kind, war sie drei Jahr und hat glei gesehen wies auf dem Bahnhof dort ausgeschaut, jo. Und wennst auf Westen kimmst, da is halt alles sauber und schoen, na. (lacht) Naja, die Ines werden sie dann, da hat sie immer mit der Tina, weisst, hat sie immer bayrisch gesprochen. Und dann wenn wir sein heimkommen hat sie mit ihrer Puppen hat sie bayr, hat sie bayrisch geredet (lacht) 00:31:33-4

 

S: No und wie habt ihr zuhause gesprochen? 00:31:36-5

 

T: No wir haben immer Deutsch gesprochen. Weil, die Mama konnte ja nicht viel Tschechisch. Sie hat vielleicht, so, wenn sie is einkaufen kommen wie Brot und Butter heisst, oder sowas, aber dass sie sich hat unterhalten koennen, normal mit Tschechen unterhalten, des konnte sie net, des hat sie dann viel net verstanden oder konnte sie net aussprechen. 00:31:58-8

 

S: Na und der Vater, der konnte Tschechisch? 00:32:14-9

 

T: Der Vater konnte bissl besser Tschechisch, na, der konnte bissl besser Tschechisch weil er is in der Arbeit gangen und is mit die Leute zusammenkommen, na. 00:32:25-0

 

S: Hmm, und hatte er auch unter Tschechen Freunde dann gehabt? 00:32:28-8

 

T: Freunde... 00:32:30-6

 

S: Oder Bekannte 00:32:32-1

 

T: Naja, Bekannte hat er schon gehabt, na, freilich, jo. Aber dass er waer, dass er waer zu jemandem gangen oder was, des, mir sein zu niemandem, hat mit niemandem. No und erster Besuch, wenn... dann fuer Westen konnte Besuch kommen, also da waren wir unter der Lupe. Da haben sie immerfort aufgepasst, was die machen oder die durften ja net amal ihr Haus fotografieren. Da waren aber manche da, die jo, haben wollen ihr Haus fotografieren wo sie erst, no da haben die Tschechen scho guckt, weg, fort! 00:33:13-5

 

S: Die Tschechen, olle Tschechen, die Bewohner, oder, oder ausm Národí výbor? 00:33:18-4

 

T: Auch ausm výbor. Die, die haben schon aufgepasst, die haben, die hatten alles aufgeschrieben, wahrscheinlich, oder was. Wer da war, oder was. Da haben sie aufgepasst, haben sie immer sofort aufgepasst, wer zu uns kummt, oder, na. Und mir waren die einzigen Deutschen hier, also seins alle zu uns kommen, wenns a keine Verwandten waren, die waren ausm naechsten Dorf, sein sie zu uns zu Besuch kommen, also wir hatten immer volle Karten, voll belegt. (lacht) 00:33:55-5

 

S: Volles Haus. Also ist niemand weiter, also, von den Deutschen geblieben? 00:34:01-7

 

T: Na in Wernsdorf net. In Wernsdorf waren mir allein. Und die Frau was is ausm Tschechischen wiederkommen, also die war, aber die haben sie wahrscheinlich als Tschechin anguckt, weil sie is ausm Tschechischen, aber die war Deutsch. Jo, die hat, es war, war aus der deutschen... Und im naechsten Dorf, in Ondorf waren zwei alte Leute, und die waren noch Deutsche da im naechsten Dorf, die zwei waren. Na da is die Mama immer mal, hat sie denen was geholfen, ja, des warn zwei 00:34:35-9

 

S: Und hat die Oma dann weiter die Handschuhe gemacht und so? 00:34:41-1

 

T: Na, des war dann nach 45 aus. Des, die mussten ja alle fort. Und des... 00:34:47-3

 

S: Und was hat sie dann gemacht? 00:34:48-6

 

T: Die Tschechen haben des nimmer weitergemacht. Nix, da war sie dann daheim, war sie daheim. 00:34:56-9

 

S: No ale, ihr habt Deutsch gesprochen zuhause, aber kein so richtiges Deutsch, oder? 00:35:01-8

 

T: Nojo, Dialekt, Dialekt, jo. (lacht) Net Hochdeutsch (lacht). 00:35:09-8

 

S: Hmm, wos is des fuer ein Dialekt? 00:35:12-1

 

T: Ahh, was? 00:35:13-2

 

S: Wos is des fuer ein Dialekt, so Erzgebirgisch oder? 00:35:16-0

 

T: No, Erzgebirge oben haben sies noch bissl schlimmer. 00:35:20-6

 

S: Jessasmaria. Es geht noch schlimmer? 00:35:24-7

 

T: Bei uns, wir waren am Fusse des Erzgebirges, jo. Und da haben wir wieder bissl anders gesprochen, Kaden, und als wie die weiter oben die Doerfer dann im Erzgebirg, die haben wieder anders gesprochen, bissl. 00:35:42-5

 

S: Und kennst du zum Beispiel so ein Lied? Im Dialekt, gibt es so Lieder oder, oder Gedichte? 00:35:49-7

 

T: Jo, do gibts 00:35:50-3

 

S: Na dann sing! 00:35:51-5

 

T: Ich konn ja net singen. 00:35:53-4

 

S: Mocht nix. Ein Gedicht oder ein Kindergedicht oder was... 00:35:57-7

 

T: Ach Gott, komm ich jetzn net Sandra drauf auf ein Gedicht. Auf ans in der Sprache, ja. Na meisten war es.. es, na, was der Anton Gindo hat gemacht, den Vogelbaerbam und, und... naja ich kann a net auswendig den Vogelbarbam (lacht) 00:36:24-5

 

S: Tante Tante Tante.... die letzte Deutsche xxxxxxxxx  00:36:26-8

 

T: Und des Abendlied, des, na hm des ježiž maria kumm i jetzt a net drauf auf den andern Lied. Na aber ich hab wennst du willst du was haben, hab ich oben von der Schwiegermutter hab ich so ein Buechel, da sind die ganzen Lieder vom Anton Gindo 00:36:43-5

 

S: Na siehste. 00:36:44-4

 

T: Drinne. 00:36:45-0

 

S: Dann hammas. No und wo hast Hochdeutsch gelernt? 00:36:53-7

 

T: No in der Schule. In der Schule haben wir muessen Hochdeutsch sprechen, jo. Jo natuerlich bloss die viereinhalb Jahr, net. 00:37:05-9

 

S: Und des war schon unter Hitler? Oder net? 00:37:09-0

 

T: Des war unterm Hitler, scho, jo. Da Hitler is ja 39 war der, 39, na da bin ich dann erst 40 in der Schule gangen. 00:37:19-4

 

S: Hmmhmm. Wie wars? 00:37:22-8

 

T: No was, wenn is der Hitler kommen waren wir versteckt, hat man Angst gehabt xxxxx mei Vater hat gesagt, wenns so schlimm is, dann machn ma ueber da Grenz, mach ma Fahrt. 00:37:33-8

 

S: Wohin? 00:37:34-6

 

T: Na hinaus auf Sachsen haben wir wollen machen. 00:37:37-3

 

S: Und dann war dort der Hitler a? 00:37:39-4

 

T: No, jo (lacht), no i was a ned was sie draussen wollten, die haben gesagt die Maenner, machen wir hinaus auf Sachsen, aber wir waren beim Nachbarn, wo deine Oma dann gewohnt hat, ja beim Hell ja waren wir im Keller. Wenn die sein einmarschiert haben wir sich versteckt. Na, weil ma Angst hatten davor, na. 00:38:01-4

 

S: Na und war, war des beschmuckt wenn Einmarsch war? Wernsdorf? 00:38:06-7

 

T: Es hat solln beschmuck sei, aber mein Vater war Sozialdemokrat und der Onkel Fritz der war net Sozialdemokrat, also der... haben sie so einen, in die Fenster, irgendeine Kerze oder, oder eine Lampe anzuenden also dass sie haben gesehen. Na aber wir hatten nix drinne, mein Vater hats net erlaubt, der hat gesagt wir tun nix hinein ins Fenster. Des weiss ich noch, no. Und dass wir versteckt waren, und 45 waren wir wieder versteckt, wenn sein die Tschechen gekommen, da waren wir wieder immerfort im Keller, weil wir Angst hatten, weil die sein kommen, und, da waren ja die Russen da, die sein kommen. Also xxxxxxxx die Maenner mussten an die Wand, jo. Mit die Haende in der Hoeh, ob sie net bei der SS waren, no und dann haben sie das ganze Haus ausgesucht, und was ihnen gefallen hat, das haben sie mitgenommen. Na, aber wir konnten da gar nix machen, amal sein sie in der Nacht kommen, und da Vater wollte war der Tata schon daham, und der wollte net aufmachen, haben sie eine Leiter gehabt, mir haben oben geschlafen, ned, und wollten mit die Weiber. Und da war die Tante Mansch noch da, war sie noch net fort, und wir hatten hinten eine Tuer und da sein sie ausgerissen die Frauen, weil die haben die Frauen vergewaltigt, ja und da sein die Mami mit der Tant Mansch sein die in Wald hinaus in der Nacht. Wenn sein die Russen kommen. Mhmm, lauter solches Zeug war, dann seins in der Nacht kommen pluendern, auch, na, mach auf, was haben wir verbrochen, mir haben geschlafen, und die sein kommen und haben ueberall da was gesucht, was suchen sie da eigentlich, na natuerlich haben sie immer was mitgehen lassen, no die Moebeln, und alles haben sie fortgeschafft, die haben uns grad die xxxxx in der Kuech die Moebeln gelossen. 00:40:11-2

 

Des Schlafzimmer hat der Vater auseinander genommen, die Schraenke, die waren bloss Bretter, also das haben sie net genommen, und die Tant Mansch hat Moebeln dortn, des haben sie alles fortgefahren. Und mein Grossvater, der hat Tischlerei, und des haben sie zugesperrt unten, die, war halt getischlert, jo, no und da waren die Saegen und was a halt die Tischler braucht, des elektrische Zeug, net, und des habens also dann mal kommen und habens fortgefahren, und da mussten wir zugucken, dann haben sie die Tuer aufgeladen, wenn sies haben rausgenommen, na. 00:40:48-1

 

S: No und kannst du noch erklaeren, warum die Familie nicht vertrieben wurde? 00:40:54-4

 

T: Wer? Wos fuer a? 00:40:56-2

 

S: No, deine. 00:40:57-0

 

T: Mir? No weil sie haben den Vater net fortgehen lassen, fuern Gemeindeamt, die haben wieder aus der Fabrik am Gemeindeamt, mir waren daheim schon ausm Haus raus, mir waren draussen gestanden, mit unserem Paeckel, was wir haben koennen mitnehmen, no und dann haben wir nochn Vater geschickt, in der Fabrik is der Helmut, nun do, und na wolltn holen, no und die haben wieder telefoniert, also uns derfn sie net hinausschmeissen. No und dann, mussten eben wieder zurueck, na. 00:41:27-5

 

S: Aber das Haus wurde trotzdem konfisziert? 00:41:31-5

 

T: Jo, es war konfisziert, alles, fuer die Deutschen, na. 00:41:36-1

 

S: Und ihr musstet also Miete bezahlen? Und wie lang? 00:41:40-3

 

T: Wir haben muessen Miete bezahlen, bis dann der Vater, weils ein altes Haus war, hat er gsagt, immerfort geht was kaputt, niemand macht uns was, also kaufen wir das Haus wieder zurueck, jo. Jetzt hat ers wieder zurueckkauft, na. 00:41:55-7

 

S: War des teuer? 00:41:56-5

 

T: Es war net teuer, xxxxxx weils ein altes Haus war auch, na, ich weiss, des kann ich dir nimmer sagen, muessen aber noch die Belege da sein, wenn sies haben wieder zurueckgekauft, na. Na haben sies dann wieder zurueckgekauft, na und aber wie wir haben den Garten dann wieder kriegt des weiss ich gar nimmer wie man den haben... dann haben wir den Garten wieder auch kriegt. Weiss ich gar net, des war aber viel spaeter wie wir haben den Garten gekriegt. 00:42:28-3

 

S: No und die Tschechen, die Nachbarn? Die Tschechen, die gekommen sein? Die waren dann wo? Die sind dann weg? 00:42:34-4

 

T: Nana. 00:42:36-0

 

S: Na du hast gesagt der Junge, der, der wollt dich. 00:42:38-9

 

T: Was? 00:42:40-3

 

S: Da war was! Mit dem jungen Tschechen! 00:42:43-1

 

T: Ach so, der was hat bei der Oma drueben gewohnt. 00:42:45-4

 

S: Jo des war bei der Oma! 00:42:46-5

 

T: Des war bei der Oma, die haben bei der Omama was hat dann des Haus kauft, jo. 00:42:51-6

 

S: Jo so. 00:42:52-0

 

T: Des war net da Omama ihr Haus, die hatten in Brunnersdorf eine Brau... eine Bauerei, no und die haben muessen fort, die waren schon in Lofer, da haben sie die Deutschen alle wo zusammengetrieben und dann is ein Transport gangen, jo, mitm Zug, dann mussten sie hinein in Zug und haben sie hinausgefahren auf Deutschland. Na und des waren Viehwagone, des war kein richtiger Zug. Na und die waren schon in Lofer, in Brunnersdorf, no und dann hat eben die Fabrik gesagt, es, er muss wieder zurueck, jo, die brauchen ihn jo. Also, die durften aber nimmer zurueck in ihren Haus, die sein dann in, in derer Fabrik, und die war, ach Gott, des war ein Raum, hoch, war eine Schleiferei oder was sie dortn haben, Ziegeln. Und dortn haben die mitm Grossvater haben sie dortn also die hatten keine Decken gehabt, ueberhaupt nix. Jetztn was mir noch hatten, haben wir denen gegeben dass sie sich koennen niederlegen und zudecken, da haben sie dortn wie lang in den... da warn aber noch die Tochter da mit zwei kleine Kinder, und der Grossvater. Die haben sie auch mit her, dortn hin genommen, aber die sein, die mussten dann fort, die Tant Linde, mit die zwei Kinder und da is der alte Grossvater mit. Was mein Ur-, mein Urgrossvater war. Na da is der dann mit, hat er gesagt, ich pass zuwenigstens bissl auf die zwei kleinen Kinder auf. 00:44:31-5

 

Na und da sein die dann fort, na und dann haben sie meine Grossmutter und in Grossvater haben sie wieder in eine andere Wohnung, war oben unterm Dach, hatten sie zwei kleine Zimmerle gehabt, aber a in derer Fabrik unten auf der Ziegelei, weisst. In derer Villa, die steht noch, dortn haben sie dann. 00:44:52-2

 

S: Jo, jojo. 00:44:52-5

 

T: No und dann wenn dann, war dann so ein kleines Haeusel, dann haben sie sie wieder in den kleinen Haeusel hineingeben, auf der Ziegelhuette auch, no und dann wenn is der Grossvater in der Rente gangen, der hat ja noch bissl laenger gearbeit, aber dann, wollten sie des, da haben sie dann frischen Schornstein hingebaut, do hat dann muessen des Haeusel weg und da hat er eben bei der, in der Faberhuetten des Haus kauft, do wost, bei der Oma wost du warst. Und des war 1957 sein die dann dortn hinueber grad wenn wir geheiratet haben sein die eben gezogen auf Wernsdorf hinueber. 00:45:35-5

 

S: No und wie wors dann in der tschechischen Schule? 00:45:46-1

 

T: No in der tschechischen Schule 00:45:48-4

 

S: Wie waren die Lehrer, wie waren die Kindern? 00:45:50-0

 

T: Die Lehrer, der war ekelhaft, also, das erste Jahr wenn mir sein gangen, also da war noch ein, da war am Anfang noch ein Deutscher, eine, eine deutsche Frau, aber des waren net ihre Jungs, die waren, und die hat einen aelteren Jungen und nen, einen der war so alt wie ich. Jo und der musste auch noch in der Schule, aber... Die Jungs, die haben halt ueberhaupt net, mein Bruder, und der Emil, also, die haben immer gerichtet, die haben immer die Finger gerichtet... also, mich hat er nicht geschlagen. Aber mir hat er immer das Heft genommen und hats forgeschmissen! Und ich musste dann rumkrabbeln do bin ich dann rumkrabbelt und hab mein Heft wieder gesucht. Der hat Gift gehabt dass ich schon rechnen konnt, jo und die Tschechen haben des net kapiert, die konnten jo ueberhaupt nix, ich weiss net, entweder sein die net in der Schule gangen, weil da is lauter xxxxx ich weiss net. 00:46:52-4

 

Wer in der Tschechei ein Haus hat, der oder einen Sitz, jo so, also der is net da herkommen und hat fuer die Deutschen ein Haus genommen, des waren bloss solche was, was nix hatten. Also und die sein eben daher kummen, die haben do, die haben sich da hineingesetzt in die Haeuser, no wie gesagt. Und die Deutschen durften ja nix mitnehmen, also hatten die die Moebeln und die Waesche, alles hatten sie dort gehabt, jo, alles war komplett. No und, dann haben sie noch ausgeraubt, was ging. (lacht) 00:47:31-1

 

S: Was hast gesagt? 00:47:39-8

 

T: Ich hab gesagt, weil, die wose was hatten drinnen in der Tschechei, weisst, was ein Haus hatten, die sein net da her kommen und haben sich wieder ein Haus genommen, des waren bloss xxxxx also do sein sie am Gemeindeamt gangen, die sein kommen mit einer Aktentasche, ja, oder mit dem Taeschel. Und dann sein sie am Gemeindeamt, sie wolleten da im Dorf ein Haus. Also sein sie immer, da war so eine Kommission, des waren sieben oder acht Leute, und die sein dann immer mit denen Tschechen wos sein kommen, wos ein Haus wollten da in Dorf gezogen. Also, des Haus is frei, des Haus, des. Und, wos sie sich ausgesucht haben, na die mussten momentan raus, jo, also... gebts raus. Na, und wenn wir die haben gsehn, der eine hat so einen Strohhut auf, und wenn wir die haben gsehn als Kinder, da sein ma heimgrennt. Die kommen, die kommen wieder! No und da sein ma hinein und da hat man Angst ghabt, haett ma a hinaus muessen, jo. No und amal sein sie halt zu uns a kommen, und haben (lacht) Da sein, ja mussten alle fort, na. 00:48:55-6

 

Naja, die hatten, der eine hat so eine Hundspeitsche gehabt, also wenn haett jemand net pariert, haette er a eine drueberkriegt wahrscheinlich. Des weiss ich net ob sie jemanden geschlagen haben, aber (lacht) naja. 00:49:18-8

 

S: Und sind nur Tschechen gekommen oder auch Slowaken, Ungarn oder so? 00:49:25-9

 

T: Von Slowaken weiss ich ned, nix, na Slowaken ned. 00:49:32-3

 

S: Und die Tschechen sind von wo gekommen, meistens? 00:49:32-8

 

T: Na von, da bei Prag, unter Prag, da von innen, na, wo sie noch mehr waren, na. xxxxx gleich da von Kladno, und, weiss net wo sie sein ueberall herkommen. 00:49:48-7

 

S: Und hast du dann auch tschechische Freunde gehabt, hast du dir mit tschechischen Kindern gespielt und so? 00:49:57-6

 

T: Jo, hab ma dann auch gehabt, jo. Na, wie gesagt, die was mich hat immer bei den Haaren gezogen, wo mir sein vorbeigangen, derer hab ichs amal gsagt, da war ma schon, bin ich schon mit meinem Mann tanzen gangen, und die hat in Deutschen dann geheirat. xxxxx Hab ich noch gsagt, ob ich kennt den Max Wanne, wie die war auf die Deutschen, ja, wo sie geheirat hat. Na aber da haett sowieso net aufgehorcht. No und dann, und... wenn wir sein tanzen gangen, und mein Mann hat dann mit dem Max jo, mit ihrem Mann Deutsch geredt, Aaach! Ja also de, wie sogt ma des, Zkopčáci, die Zkopčáci xxxxxx  00:50:44-0

 

S: Des konn ma net uebersetzn, Zkopčáci, des is so, so nennt man die Deutschn einfach und es kommt aus aehm, dass die aus den Bergen kommen, z kopce, weil kopec ist Berg,

 

S: Wie lange hat es gedauert, bis Sie Tschechisch gelernt haben? 00:51:43-5

 

Naja, das kann ich Ihnen sagen - das hat naemlich lange gedauert. Ich war damals noch im Laden, wir haben allerhand verkauft da. Manches habe ich noch nicht verstanden. Dann bin ich immer nach hinten gangen ins Magazin und als ich wieder nach vorne gekommen bin, hab ich gesagt: „Nemáme!“ (lacht). Aber wenn das der Chef gehoert haette, der haette mich runtergeputzt! (lacht) 00:52:24-5

 

Oder als ich mit einer Freundin von der Schule, der Tochter von der Frau Steska, heimgangen bin, hat sie immer gesagt: „Ich muss nádobí waschen!“. Ich bin heimkommen und hab meiner Mutter gesagt: „Du, Mama, bei den Steska tun sie jeden Tag die Moebeln waschen!“. Hat sie gesagt: „Geh nein, die sind doch gar nicht so sauber.“ Aber ich hab immer der Mama gesagt: „Sie waschen sie jeden Tag und wir bloss am Sonnabend!“ (lacht). Anstatt nádobí hab ich nábytek verstanden. 00:53:11-1

 

Dann nach und nach, ich bin noch zwei Jahre in die Schule gegangen und habe im Laden gelernt, habe ich es schon ein bissl gekonnt.  00:53:37-9

 

S: Und heute koennen sie schon gut Tschechisch? 00:53:43-0

 

Heute kann ich schon bald besser Tschechisch als Deutsch. Jetzt, wo ich es nicht mehr brauche. Erst haette man es gebraucht, hat man es nicht gekonnt. 00:54:03-9

 

S: Und was is fuer sie die Muttersprache, Deutsch oder Tschechisch? 00:54:11-4

 

Wir haben uns immer als Deutsche bekannt, wenn eine Umfrage war. 00:54:21-5

 

S: Und was fuehlen sie zu dem Tschechischen? 00:54:24-9

 

Uhm, pff, weiss ich net (lacht). Das weiss ich nicht was ich da fuehl. Nichts wahrscheinlich, oder nicht viel. Die, die jetzt leben, koennen alle nichts mehr dafuer. Die Alten, die etwas gemacht haben, die sind schon alle weg. Na und was koennen denn die Jungen dafuer? Die wissen ja gar nicht mehr, dass sie den Deutschen die Haeuser weggenommen haben und alle Sachen, die drinnen waren. Es gab aber auch aeltere Leute, die nichts davon gewusst haben. Wie die Frau Kučera, die ist erst 47 oder 48 kommen. Damals waren schon Tschechen in dem Haus, und die Frau Kučera hat nicht gewusst, dass die Deutschen alles dort stehen lassen mussten. 00:55:33-5

 

S: Haben sie dann auch Deutsch mit Ihren Kindern gesprochen? 00:55:36-9

 

Ja, wir haben bloss Deutsch gesprochen. Naja, eher Dialekt (lacht). Die Evi, meine Tochter, konnte nicht Tschechisch sprechen. Als sie zum ersten Mal auf Kur in Teplitz war, da war sie drei Jahre alt, mussten wir zum Arzt. Der Aerztin habe ich gesagt, dass ich mit hineingehen will, weil die Evi manches nicht verstehen wird. Da hat mich die Aerztin runtergeputzt, aber wie! Wie ich mir das vorstelle, hat sie mich gefragt. Ich habe mir gedacht: „Wenn wir Deutsche sind, muss sie erst die Muttersprache lernen. Tschechisch werd sie schon noch lernen.“ Weil meine Tochter krank war, ist sie nicht so unter die Kinder kommen. Ihr Tata, der hat sie oft mit sich genommen, da haben sie Tschechisch geredet. Daher konnte sie ein paar Woerter. Aber fuer die Aerztin hat das nicht gereicht, die hat mich runtergeputzt.

Das ist immerfort noch so gewesen. Meine Mutter war einmal beim Arzt. Er hat ihr gesagt, dass sie sich auf die Seite legen soll. „Lehněte si na bok!“, hat er gesagt. Meine Mutter hat nicht gewusst, was das bedeuten soll - dieser Ausdruck ist nicht so oft vorgekommen. Deswegen habe ich es ihr gesagt, ich war mit dort. Na was denkst du wie der uns runtergeputzt hat! So lang sei sie da in der Tschechei und kann kein Tschechisch! Aber als wir heimgekommen sind habe ich es meinem Schwager erzaehlt. Der hat dann den Direktor angerufen. Der Direktor hat sich entschuldigt, aber der Arzt nicht. Ich denk mir, als Arzt haette er auch Deutsch lernen koennen, wenn er studiert hat (lacht). Das muss schon in den 80er Jahren gewesen sein, schon 30 Jahre danach. Meine Mutter ist nicht in die Arbeit gegangen und daheim hat sie nicht Tschechisch gesprochen, es wurde Deutsch geredet. 00:58:23-8

 

S: Wie sprechen sie mit Ihren Enkelkindern? 00:58:29-1

 

Die haben wir auch Deutsch aufgezogen (lacht), da gab es keine Probleme mehr. Ich habe immer extra das deutsche Fernsehen aufgedreht. Meine Enkelin, die Ines, hat immer geschimpft: „Ich komm in die Schule und alle haben den selben Film guckt nur ich weiss von nichts! Ich muss deutsches Fernsehes gucken!“ (lacht). Naja, jetzt ist sie froh, dass sie es kann. Sie kann es mehr nach der Schrift, besser als ich (lacht).

Am Anfang hat die Ines immer wenn wir in die Stadt gangen sind gesagt: „Oma tun wir nicht Deutsch reden!“. Zu uns hat sie kein tschechisches Wort gesagt. Zu uns ist immer eine Tschechin, die Frau Kučerova, auf Besuch gekommen. Die hat gesagt: „Wieso redet die nicht Tschechisch wenn ich da bin?“ Sie hat ja mit uns immer Deutsch geredet. Die Ines, die hat schon bald Tschechisch gelernt, weil sie oefter mit anderen Kindern zusammen war.

 

 

Die Deutschen mussten eine weisse Binde tragen, fuer ein Jahr, zwei wahrscheinlich werden es gewesen sein, bis alle Deutschen fort waren, bis sie alle weg hatten. Alle - Kind oder Kegel.

Wir durften nichts behalten. Buecher, Fahrraeder, das Radio, das haben wir alles muessen auf die Gemeinde schaffen und abgeben. Mein Vater hat die Fahrraeder in den Wald hinausgschafft, in so ein Dickicht, weil er sie nicht abgeben wollte. Spaeter wollte er sie wieder holen, aber als er in den Wald gekommen ist, waren sie sowieso schon weg (lacht). Die Oma hat wiederum im Garten ein bissl Gold oder Schmuck vergraben unterm Strauch. Aber es muss ihr jemand zugeschaut haben (lacht). Spaeter haben wir den ganzen Strauch umgescharrt aber es war alles weg gewesen (lacht)! Mein Vater, der hat eine Schwester gleich hinter der Grenze, der ist ueber den Grenzbach hinueber, im Winter im Schnee. Er hat alles, das Essbesteck, die Decken, die Bettwaesche, alles hat er zu seiner Schwester hinueber geschafft. Der Mann von seiner Schwester hat gerne getrunken. Und einmal ist er zu ihr hinaus gekommen und der Mann hat alle unsere Sachen auf Schnaps umgesetzt.

 

 

 

Die, die fort sind – also die, die sie fortgeaechtet haben, die jetzt noch draussen leben, die koennen das nicht vergessen. Wir haben gerade jetzt Besuch gehabt, die sind auch von hier.

 

 

Aber die Doerfer im Erzgebirge oben, die haben sie alle eben gemacht. Da haben sie alles weggerissen. Da wollten die Tschechen wahrscheinlich nicht hinauf. Sie sind mit dem Traktor kommen und haben alles eben gemacht.  01:05:10-8

Weiter oben die Doerfer - Oberlauch, Kretschum, Neudoerfel und ich weiss nicht was noch - die ganzen Doerfer haben sie ja dann eben gemacht.

In der Faberhitt gab es eine Kapelle, als Kinder haben wir die immer gschmueckt. Wir haben immer Blumen mitgebracht und die Steine gewaschen. Bei den Tschechen aber ist niemand mehr hingangen. Die Kirche war offen und die Heiligen sind draussen gestanden. Es gab so eine grosse Figur dort aus Stein. Oft kam ein Mann, der knieend gebetet hat beim Altar. Er ist dann immer zu uns Frauen kommen und wir haben gesagt: „Herr Kreissl, nehmen sie die Figur mit nachher. Die bringt ihnen Glueck, wenn sie sie nur an der Scheune stellen.“ Aber sie konnten die Figur nicht tragen, sie war zu schwer. Na dann is der Traktor kommen und hat des eben gemacht und die Figur ist jetzt dort irgendwo eingescharrt in der Erde. 01:06:35-5

 

S: Was ist dann mit der Kirche in Laucha passiert? 01:07:08-1

 

Die ist jetzt eingfallen. Da war dann niemand, am Anfang sind vielleicht zwei oder drei Frauen hingangen und der Pfarrer von Weibert ist gekommen. Es gab noch ein paar Mal eine Messe, aber dann nichts mehr. Sie haben ja alles aufgerissen und demoliert. Bis vor kurzem ist sie noch gestanden, aber voriges Jahr, oder heuer im Fruehjahr, ist das Dach eingfallen. 01:07:46-0

 

S: Und das Zeug drinnen, das wurde auch geklaut? 01:07:50-5

 

T: Wahrscheinlich. Ich weiss nicht, ob da noch was drinnen war, aber ich glaube kaum. Des werden sie auch geklaut haben. 01:07:59-7

 

i: Und wie war es unter dem Kommunismus? War das besser oder schlimmer wie jetzt? #01:11:38-5#

 

b: Naja, ich kann dir sagen, eigentlich war es ned so schlecht. Jeder hat müssen arbeiten, wer nicht gearbeitet hat, ist eingesperrt worden. Jetzt aber nicht - jetzt haben sie keine Arbeit. Was wir gebraucht haben, Lebensmittel, das haben wir immer gekriegt, wenn man auch musste einmal vielleicht Front stehen. Oder es gab von etwas wenig, das ist schnell einmal gegangen. Jetzt gibt es alles in Hülle und Fülle, aber du hast du nicht genug Geld und kannst es dir auch nicht kaufen. Wenn du wie ich Geschwister draußen hast, dann konntest du schon ‚naus fahren. Jetzt kannst du wieder nicht fahren weil du kein Geld hast dazu. Man muss auch sparen, damit man auskommt damit. Also, weiß ich nicht.

 

Wir sind nicht anspruchsvoll - wir wissen, dass ‚45 oder unterm Krieg nichts zu Essen war. Oder nicht viel. Zu Essen hatten wir schon, aber es gab Lebensmittelkarten. Da hast du zehn Deka Zuckerlen gekriegt für den Monat. Na, was war das? Jetzt essen sie jeden Tag hundert Gramm Zuckerlen. Aber wir haben müssen auskommen mit hundert Gramm im Monat. Die Eltern haben ja auch ein paar Zuckerlen gekriegt. Die zehn Deka sind immer auf vier Tage aufgeteilt worden und wenn wir unsere gegessen hatten - wir haben sie gleich wo versteckt immer die Zuckerlen - dann haben wir immer die von den Eltern bekommen. Und nach dem Krieg, bis ‚53, gab es ja auch die Lebensmittelkarten. Da habe ich schon im Laden gearbeitet, gab es noch die Lebensmittelkarten. Da hast du auch zehn Deka bekommen.  #01:14:21-3#

 

i: Wie war das dann mit der Staatsbürgerschaft für die Deutschen? #01:14:23-4#

 

b: Manche haben selber darum angesucht, schon vor ‚53. Ich weiß nicht, wollten sie die Staatsbürgerschaft? Ab ‚53 ist das automatisch gegangen, wir mussten die tschechische Staatsbürgerschaft annehmen.   #01:14:46-9#

 

i: Ihr wolltet nicht? #01:14:46-9#

 

b: Ja, wollten hätten. Wir haben es tun müssen, das ist automatisch gegangen. Sonst weiß ich nicht, was sie mit uns gemacht haetten(l) wenn wir sie nicht genommen hätten. Wir haben die tschechische Staatsbürgerschaft, aber so sind wir Deutsche - deutsche Nationalität und tschechische Staatsbürgerschaft.  #01:15:21-7#

 

i: Fehlt ihnen Wernsdorf?  #01:15:23-8#

 

b: Fehlt … traurig bin ich wenn ich hin komme und sehe was sie mit dem Dorf gemacht haben. Aber ich wüsste nicht was wir sonst gemacht hätten, weil drüben das Haus war. Entweder hätten wir hier das Haus aufgeben müssen oder drüben. Freilich, es war das schönste Fleckel in Wernsdorf - weil es den Wald gab und das alles. Und wir haben uns auch hier nicht wohl gefühlt. Mein Mann hat immer gesagt: „Wir schlafen hier, aber dann gehen wir heim. Entweder nach Hongsdorf oder nach Wernsdorf.“. Wir waren hier nicht daheim, lang nicht. Ich habe auch keine Nachbarngekannt. Ich kenn sie jetzt noch nicht, die Nachbarn. Grad die, die daneben wohnen und ein paar von visavis, aber die anderen?  Ich weiß nicht wer alles dort in dem großen Haus wohnt. Wir gehen zu niemandem, und es kommt auch niemand. Bloss eine Freundin von der Evi, eine Deutsche.  #01:16:46-3#

 

i: Haben sie hier deutsche Freunde? Gibt es noch Deutsche in Komotau?   #01:16:51-2#

 

Es sind keine mehr da. Die letzte Frau, zu der ich immer mal wieder hingegangen bin, die ist voriges Jahr auch gestorben.  

Komotauer Deutsche sind schon noch ein paar da. Aber dass wir zu jemandem gehen oder dass man sich befreundet, das nicht.

Die kommen jetzt alle her von dem Kulturverband! Jede Woche hab ich sie da - zehn Frauen, (l) ein Mann darf auch kommen.Sie haben kein Zimmer mehr wo sie zusammen kommen koennen. Mein Schwager hat gesagt: „Jedes Mal wenn ich komme ist das Haus voll!“.

Die deutsche Minderheit wollen sie nicht mehr. Es sind nicht mehr viele und wir werden ja auch nicht mehr. 48 oder 50 kommen immer zu den Treffen vom Kulturverband, wenn wir etwas machen.  #01:18:07-9#

 

i: Ist das der einzige Verband hier? #01:18:15-8#

 

Nein, es gibt schon noch einen. Wie heißt denn das? Begegnungszentrum! Da gehe ich nicht hin. Beim Kulturverband ist es ein bissl schöner, weil es da immer ein Programm gibt – ein bissl singen und so. Aber im Begegnungszentrum, da sagen sie ein paar Worte und dann unterhalten sie sich miteinander. Die haben kein Programm. Wir gehen schon immer mal hin wenn es eine Ausstellung gibt oder jemand kommt, wie der Walter Piverka.

 

i: Gibt es eine deutsche Zeitung, die Sie lesen? #01:20:21-3#

 

Eine deutsche Zeitung? Die Deutsche Landeszeitung haben wir immer geschickt bekommen. Und was bekommen wir jetzt? So die Zeitung, die bringt die Frau Hurník mit. Sonst … muss es schon eine deutsche Zeitung sein, aber ich nehme sie nicht. Am Anfang gab es „Aufbau und Frieden“, das haben sie jetzt umbenennt, aber auf was? Es muss noch eine Zeitung geben, die schicken sie fuer den Osten hinein. Wie heißt denn die Zeitung? Ich hab sie zuerst immer wegen dem Programm im Fernsehen gekauft, aber jetzt haben sie sie teurer gemacht. Da hab ich gesagt: „Ach du, behaltet sie euch!“. Wir kucken sowieso was wir wollen (l), dann suchen wir halt herum bis uns etwas gefällt.  #01:21:41-6#

 

i: Die Verbände aus Deutschland, Ackermann-Gemeinde oder die Landsmannschaft, sind sie dabei?  #01:25:47-7#

 

Bei der Landsmannschaft net, aber bei der Ackermann-Gemeinde sind wir.

 

i: Naja Tante, danke, danke!

© Všechna práva vycházejí z práv projektu: Sudetské osudy

  • Příbeh pamětníka v rámci projektu Sudetské osudy (Corinna Malecha)